Plinio Corrêa de Oliveira
Atemberaubender Eindruck auf den ersten Blick. In der Dunkelheit der Nacht funkelt die kürzlich erbaute Ölraffinerie von Dünkirchen im ganzen Glanz ihrer tausend Lichter, die sich in ihrer riesigen Aluminiumverkleidung widerspiegeln. Ausdrucksstarke Darstellung der technischen Macht dieser Zivilisation, in der der Mensch die Natur in so großem Maßstab beherrschte und in der er die Fähigkeit besaß, so viel aufzubauen … und zu zerstören. Wird die Maschine den Menschen dominieren und wird der Missbrauch der Technologie das Leben unerträglich machen? Es ist eines der großen Probleme, das der Mensch, klein vor der von seinen Händen geschaffenen Maschine, lösen muss, wenn wir Frieden haben. Wird die Technik die Zivilisation zerstören? Das ist es, was unsere Zeitgenossen sich angesichts der Hypothese eines Krieges mit Sorge fragen. Ernste Sorgen quälen die Menschheit angesichts dieses Umblätterns der Geschichte, das den Übergang in ein neues Jahr markiert.
Für uns Katholiken war 1954 mehr als ein Jahr voller Kämpfe und Befürchtungen in fast allen Bereichen – international, national, wirtschaftlich, sozial, ideologisch – es war das Marianische Jahr. Zwei große Lichter erhellten es: die jüngsten Strahlungen der Verkündigung des Dogmas von Mariä Himmelfahrt und das Jubelfeuerwerk zum 100. Jahrestag der Definition des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis. Im Laufe des Jahres haben einige besonders intensive Freuden, wie die Kanonisierung des Heiligen Pius X., der Marianische Kongress in Rom und vor allem die Krönung Unserer Lieben Frau zur Königin des Universums, erweiterten und erfüllten die katholischen Herzen mit Hoffnung. In Brasilien war es der Nationalkongress der Schutzpatronin, der in São Paulo stattfand, eine Quelle heiliger Marienfreude und gab unserem Land die Ehre, von einem Legaten „a latere“ des Heiligen Vaters Pius XII. besucht zu werden, sowie die erhabene Stimme des Stellvertreters Jesu Christi zu hören, der sich bei dieser Gelegenheit mit einer liebevollen Botschaft an uns wandte. Es ist war, dass es auch an Ängsten und Sorgen nicht mangelte. Der schmerzliche Fall der Arbeiterpriester ist weiterhin voller Unsicherheit, Trauer und Verwirrung. Die Kirche des Schweigens stöhnt und blutet weiterhin im Schatten der Gefangenschaft und Verfolgung. Die kommunistische Gefahr wächst weltweit von Tag zu Tag. Ganz in unserer Nähe, eröffnet in Argentinien, eine seltsame religiöse Verfolgung düstere Aussichten. Fast am Ende des Jahres besuchte Unsere Liebe Frau den Heiligen Vater Pius XII. mit einem Kreuz, der während seines Pontifikats so bewundernswerte Taten der Marienfrömmigkeit vollbrachte. Eine schmerzhafte Krankheit zwang ihn in diesen Tagen das Bett zu hüten, obwohl die Nachrichten über seinen Gesundheitszustand zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels relativ beruhigend sind, hält die katholische Welt noch den Atem an; alle Augen und alle Herzen sind auf das Lager des Leidens des Pontifex gerichtet, und mehr denn je spüren alle, wie sehr sie den Papst lieben. Es gibt kein Staatsoberhaupt, das in der Lage wäre, auf der ganzen Welt eine so intensive Liebesströmung zu wecken wie diese, die in allen Teilen der Erde entsteht, so in Gefängnissen wie in Palästen, in abgelegenen Winkeln und unbekannten Einsamkeiten, wie in den großen Metropolen und das in diesem Moment das bescheidene Zimmer wie ein Heiligtum umgibt, in dem die Wissenschaftler am Bett des Papstes gegen den Tod kämpfen. Während die Wissenschaft auf Erden mit den Waffen der Natur kämpft, steigt der Glaube in den Himmel auf. Zu dieser Stunde, in der noch Unsicherheiten herrschen, gibt es keine katholische Brust aus der nicht ein inbrünstiges Flehen für den Heiligen Vater Pius XII. nicht den Thron Mariens erreicht, damit sie es Jesus vorstelle.
Und so wie es keine Liebe auf Erden gibt, die ein Katholik mit der Liebe zum Papst vergleichen könnte, so gibt es in diesem Jahreswechsel keine Tatsache, die in seinem Geist und in seinem Herzen der Krankheit des glorreich regierenden Papstes gleichkommt
Lassen Sie uns nun von diesem höchsten und zentralen Punkt aus unseren Blick auf die vielfältige und bewegte Weite der Erde richten.
Der Jahreswechsel lädt zum Rückblick und zur Prognose ein. Rückblick, der vergangene Ereignisse zu einem Gesamtüberblick zusammenfasst. Und auf der Grundlage dieser Gesamtvision eine Prognose, die es uns ermöglicht, die Richtung zu erkennen, in die zukünftige Ereignisse voraussichtlich gehen werden.
Im Vergleich zum Jahr 1954 erscheint diese Aufgabe heute undurchführbar. Auf internationaler Ebene bescherte uns das abgelaufene Jahr eine Reihe spannender und widersprüchlicher Ereignisse. Einerseits waren die diplomatischen Friedensbemühungen noch nie so kontinuierlich und so erregt: Die Konferenzen in Genf und London, der Vertrag von Paris waren nichts anderes als die Höhepunkte einer sehr intensiven, komplexen Arbeit der Kanzleien, gespickt mit Schwierigkeiten und Enttäuschungen, die manchmal nervenden Anpassungen unterlagen, manchmal Phasen fieberhafter Aktion. Wie oft schien die friedliche Koexistenz zwischen Ost und West endgültig gesichert zu sein! Wie oft schien der Weltfrieden unheilbar gefährdet zu sein! Vom extremen Optimismus bis zum extremen Pessimismus verlief der Marsch der Diplomatie immer in einem unregelmäßigen, launischen Zickzack, der sich bald vor Hoffnung ausdehnte, bald vor Angst zusammenzog, immer unerwartet, dieses große Herz, das in gewisser Hinsicht die Weltmeinung ist. Gegenwärtig befindet sich die Grafiklinie fast am Ende des Pessimismus. Die Situation in Taiwan nimmt nach dem Pakt zwischen den USA und der Regierung von Taipeh eine beladene Färbung an. Und die Feindseligkeit zwischen Ost und West scheint sich endgültig in der Opposition zu kristallisieren, die die auf einer Konferenz versammelten Nationen des Sowjetblocks gegen die Wiederbewaffnung Westdeutschlands zum Ausdruck brachten. Aber es braucht nur eines Lächelns von Malenkow, eines halben Wortes von Molotow, einer einigermaßen herzlichen Party in einer der Botschaften Russlands auf der ganzen Welt, damit die Hoffnungen sofort wieder aufleben und die Linie in der Grafik beginnt, ihren Kurs zu ändern.
So den launischen Verlauf der Ereignisse gesehen, fragt man sich: Wohin wird er führen? Wer kann es sagen! Dieses satanische Zickzack, das in all seinen Bewegungen unvorhersehbar ist, hat nur eine bestimmte und unbestreitbare Wirkung. Es hat zum Ergebnis die völlige Verrohung der westlichen Meinung (denn im Sowjetblock weiß niemand, wie die Dinge stehen). Niemand bestreitet, dass ein neuer Krieg nicht nur die Subversion des gesamten öffentlichen Lebens, sondern auch aller privaten Existenzen bedeuten würde. Diese Hypothese, die alles beeinflusst, alles bedingt, alles mehr oder weniger in der Schwebe hält, die mal geht, mal kommt, mal sich distanziert, mal sich nähert, und niemand weiß genau, ob in einem Jahr, in ein paar Monaten vielleicht, wird es die Nerven entspannen in der Wonne einer endlich erreichten breiten internationalen Normalität, oder in seinen Angelegenheiten, seinem Vermögen, seiner Familie in die apokalyptischen Wirren des Atomkriegs verwickelt sein wird. Wenn jeder Mensch sich klar vor diesem Bild einer unbestreitbaren Realität stellen wollte, würde er sich in einer Situation fühlen, die nicht viel anders ist als die eines modernen Damokles, dem über dem Kopf eine Wasserstoffbombe und ein Strauß Rosen, an einem Faden hängen, der jederzeit zerreißen kann. Was würde mit jemandem geschehen, der über einen längeren Zeitraum solch einer brutalen Alternative ausgesetzt wird? Offensichtlich würden seine Angst, seine Hoffnung und sein eigener Erhaltungsinstinkt abgestumpft werden. Ein solcher Seelenzustand würde seine gesamte Sensibilität unfähig machen, normal zu schwingen. In der ersten Zeit würde ihn alles übermäßig erregen. Dann würde eine tiefe Atonie eintreten, die sich von den Nerven auf die Intelligenz selbst ausbreiten würde. Leben oder Tod, Wahrheit oder Irrtum, Gut oder Böse, Schönheit oder Hässlichkeit … was spielt das noch für eine Rolle? Das Wesentliche ist, ruhig dahinzuvegetieren, das bescheidene Vergnügen des Atmens in der gegenwärtigen Minute zu genießen, die Normalität des Kreislaufs und der Verdauung zu spüren und gedankenlos alles andere seinen Lauf zu lassen. Seine Richtung, ja; das heißt, in alle Richtungen, egal wie verrückt, vulgär oder auch nur vernünftig, solange die streng vegetative Stille des vergehenden Augenblicks nicht gestört wird.
Einst war das Verb „leben“ intransitiv. Die Extravaganzen einer bestimmten Philosophie führten zu einer Wendung der Grammatik und das Verb wurde transitiv. Man fing an zu sagen, dass Menschen einen glücklichen Tag, eine Stunde, eine Minute oder einen unglücklichen Tag usw. leben. Um den aktuellen Existenzbedingungen gerecht zu werden, wird es notwendig sein, das Verb „vegetieren“ transitiv zu machen. Man wird dann sagen, dass der und der ruhige, fade oder unsichere Tage „vegetiert“. Und mit wie viel Wahrheit!
Was bedeutet nun der Verfall vom menschlichen zum vegetativen Leben, wenn nicht der Übergang von einem menschlichen zu einem rohen Wesen? Grobian ist nicht so sehr in einem Sinne, der ausschließlich aus dem aktuellen Konzept der Brutalität abgeleitet ist, sondern im Sinne von Brutalisierung. Nicht jeder brutalisierte Mensch ist brutal. Aber er ist sicherlich ein Halbbrutaler.
Wenn wir von der Allgemeinheit dieses ersten und sehr umfassenden Überblicks zur Analyse dieses Spannungs- und Entspannungsspiels übergehen, wie es konkret in den verschiedenen Ländern stattfand, werden wir einen klareren Eindruck von dem bekommen, was gesagt wurde. Hier stürzt eine Revolte eine Regierung, dort löst eine Regierung eine Verschwörung auf, wo anders zerstört ein Streik eine Stadt oder eine Provinz oder eine Wirtschaftskrise untergräbt den Wohlstand einer Region. Überall wird diese Atmosphäre innerer Schwierigkeiten durch den inneren Druck kommunistischer Kräfte oder durch die Aussicht auf eine sowjetische Aggression fast bis zum Paroxysmus verschärft. Schauen wir uns ein wenig wahllos, ohne chronologische Bedenken, und als Beispiel an, was in diesem Sinne 1954 auf der Welt geschah. Lassen wir natürliche Tatsachen beiseite, wie die mysteriöse Katastrophe von Orléansville, die sich kurz nach dem Schweben eines Feuerballs über der Stadt ereignete, um uns nur mit politischen Ereignissen zu befassen.
In Japan forderten die Strahlungen der im Pazifik explodierten Wasserstoffbombe Opfer, griffen Fische an und störten lange Zeit das Gleichgewicht der Radioaktivität in der Atmosphäre, was den Schrecken einer Hekatombe noch verstärkte. Das politische Leben wurde aufgewühlt. Premierminister Yoshida warf den Sozialisten vor, die Bolschewisierung des Landes zu planen. Es wird viel über Spionageskandale gesprochen. Der Macht Zuwachs des roten China, die unsichere Lage in Korea und Taiwan sowie die Katastrophe in Vietnam sind zutiefst besorgniserregend. Japan rüstet mit aller möglichen Intensität auf.
An allen geografischen Reibungspunkten zwischen Ost und West schlagen immer wieder kleine Funken nieder, die das Magazin zu sprengen drohen. In Westdeutschland kam es zu mysteriösen Entführungen von Personen, die für die Sowjets von Interesse waren. In Österreich kommt es zu einem heftigen Angriff russischer Propaganda gegen die Behörden. In Wien wird ein kommunistischer Putsch befürchtet. In Korea kommt es zu ärgerlichen Grenzzwischenfällen. In Taiwan gibt es chronische Schießereien, um die Schutzinseln zu bewahren, der Mao-Tse-Tung aus ganz offensichtlichen Gründen bemächtigen will. In Indochina ereignete sich eine enorme Katastrophe, die die rote Gefahr in Indonesien verschlimmerte und sie bis vor die Tore Australiens brachte. In diesem Bereich kam es zu einem sehr gewalttätigen Zwischenfall mit Russland aufgrund der Entdeckung eines von Botschafter Petrow angeführten Spionagekomplotts: Abbruch der Beziehungen; Schlimmeres wird befürchtet.
Die Wasserstoffbombenexperimente in Russland und im Pazifik erschrecken die Weltöffentlichkeit. Bestimmte seltsame Phänomene, wie zum Beispiel „Windschutzscheibenkrebs“, geben Anlass zur Sorge.
In Indien dauern die inneren Unruhen an. Die Spannungen mit Portugal wegen des Besitzes von Goa, Damão und Diu erreichen einen gefährlichen Höhepunkt. Das Gleiche gilt für die Kontroverse zwischen Nehru und Malan wegen der Interessen starker Hindu-Minderheiten in Südafrika.
Persien ist ausnahmsweise ruhig. Sobald Mossadegh, der talentierte Clown, verhaftet wurde, normalisieren sich die Beziehungen zu England wieder. Der ehemalige Bundeskanzler Hussein Fatemi wird hingerichtet. Es gibt beunruhigende Zwischenfälle an der Grenze zur UdSSR.
Der riesige formlose Masse der arabischen Welt ist in Bewegung, und es ist nicht schwer, Moskaus Handeln in dieser gewalttätigen Gärung zu erkennen. In Ägypten gibt es im Laufe des ganzen Jahres Unruhen aufgrund des Suez-Falles und der Unabhängigkeit des Sudan. England zieht sich sichtlich zurück. Heftige Machtkämpfe unter den Republikanern. Attentat gegen Nasser. Dramatische Absetzung von Naguib. Aufgrund der Unruhen in Tunesien gewährt Frankreich ihm Autonomie. Algerien beginnt, von der revolutionären Welle infiziert zu werden. Marokko glüht wieder auf und die französische Regierung agiert immer weniger entschlossen.
Die Situation in Marokko veranlasst Spanien Frankreich einzugreifen. Heftige Spannungen zwischen diesen beiden Ländern. Königin Elizabeth II. besucht Gibraltar. Schwerwiegende Zwischenfälle zwischen der spanischen Polizei und gegen England demonstrierenden Elementen. Ein Angriff auf die Königin wird befürchtet.
In Frankreich schaffen die Misserfolge in Indochina, die Unruhen in Nordafrika, die Kontroversen um die deutsche Wiederbewaffnung und die CED ein Umfeld der Unruhe, das die neue Regierung Mendés-France nur teilweise beruhigen kann. Die Frage der kommunistischen Spionage gibt Anlass zu ernster Sorge.
In England erzielte die konservative Regierung unbestreitbare wirtschaftliche Erfolge. Die Rationierung wird erleichtert. Aber die Spaltung der Geister bleibt tief. Labour besteht auf einer Politik der Annäherung an Russland und China, die den Westen deutlich schwächen und Moskau zugutekommen würde. Der Besuch von Labour-Parlamentariern in China ist in diesem Sinne ein Skandal. Innerhalb des Labourismus selbst wird der „bevanistische“ Krebs immer deutlicher: Die Grenze, die ihn vom Kommunismus trennt, wird immer unklarer.
In Italien sorgten der Tod von De Gasperi, das drohende Fortbestehen der kommunistischen Gefahr, die Triest-Frage und die Montesi-„Affäre“ für eine Atmosphäre des Aufbrausens, die durch die glückliche Lösung des Triestiner-Problems beruhigt wurde, andererseits aber auch durch die Wiederaufnahme der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Tito und Moskau verschlechterten sich.
In den Vereinigten Staaten war das Jahr arbeitsreich. Der „Fall Mc Carthy“ beunruhigte Griechen und Trojaner zutiefst. Denn während einige befürchten, dass der sprudelnde Senator am Ende die Institutionen zerstören wird, befürchten andere, dass, wenn er unbrauchbar gemacht wird, die Institutionen und das Land selbst im Griff der sowjetischen Spionage und Aggression zusammenbrechen werden. Im Kampf zwischen Republikanern und Demokraten ging es fast immer um sehr ernste Fragen von öffentlichem Interesse, was allen spüren ließ, wie groß die Unsicherheiten der aktuellen Zeit sind. Der Sieg der Demokraten bei den jüngsten Wahlen deutet darauf hin, dass die erschöpfte öffentliche Meinung eine sanftere Außenpolitik fordert, was den Plänen Moskaus offensichtlich keineswegs schadet.
In Guatemala, Kuba, Bolivien, Kolumbien und Paraguay sind Staatsstreiche allen in Erinnerung. Die Situation in Argentinien steuert auf eine religiöse Krise zu, die Peróns kommunistische Tendenzen deutlich macht.
Und Brasilien? Hätte das Jahr voller Besorgnis und Hoffnung sein können? Und könnte es grauer enden?
Hier ist eine Liste der tausend Arten, wie internationale Spannungen überall auf der Welt entstanden sind. Rekapituliert man sie und betrachtet sie als Ganzes, hat man den Eindruck, dass überall das gleiche unterirdische Feuer die Erdkruste erschüttert und dass hinter so vielen Unordnungen nur ein und dieselbe Unordnung steckt, die alles erschüttert.
Gehen wir weiter nach unten. Auch das Privatleben selbst befindet sich in einer chaotischen Situation. In Brasilien zum Beispiel, der Familienkrise, der Bildungskrise, der Hungersnot, der Inflation, dem Problem der Haushilfen, den Transportschwierigkeiten, alles wird schließlich von kleinen und irritierenden täglichen Schwierigkeiten durchtränkt, ein Leben, das bereits von bleiernen Horizonten traurig gemacht und von Blitzen durchschnitten wird.
Der klassische Damokles saß auf einem Thron und genoss die Ehren und Freuden der Macht. Der moderne Mensch ist ein prosaischer Damokles, der auf einem dreibeinigen Stuhl sitzt, von den Insekten der beunruhigendsten kleinen persönlichen Angelegenheiten gefressen wird und dessen einzige menschliche Erleichterung darin besteht, darauf zu warten, dass ein Rosenstrauß auf seinen Kopf fällt, statt auf eine Wasserstoffbombe. Was die Technik des Abstumpfens, Brutalisierung und Erniedrigung bei schwacher Flamme betrifft, kann man sich keine bessere Methode vorstellen.
Vielleicht wird jemand sagen, dass dieses Bild einseitig ist. Dass diese Aspekte nicht die einzigen sind. Gewiss. Wir hatten auch nicht die Absicht, die gesamte gegenwärtige Situation zu beschreiben. Bleiben wir bei den dominanten Merkmalen. Und wer kann leugnen, dass es diese sind?
Die Fortsetzung dieses Pandämoniums über einige weitere Jahre hinweg kann nicht umhin, in unvorhersehbarem Ausmaß zur allgemeinen Brutalität, zum Verfall der menschlichen Standards, zum Verfall der Widerstands-, Kampf- und Siegesfähigkeit des gesamten Westens zu führen, sei es auf ideologischer Ebene, sei es auf militärischer Ebene. Wie unter einem Pest Wind schwinden alle unsere Lebensenergien. In ein paar weiteren Jahren werden wir vielleicht bereit sein, widerstandslos eine große Überraschung, einen beschämenden, plötzlichen, völligen Abfall hinzunehmen.
Nun, das ist alles so, weil Russland es so will. Drei oder vier Monate friedlicher Politik würden seinerseits ausreichen, um diesen Wind der Panik und des Aufruhrs zu vertreiben. Es gäbe zwar immer noch gravierende technische Probleme sozialer und finanzieller Art, das stimmt. Aber sie wären in einem normalen Klima lösbar.
Wenn all dies geschieht, nur weil Russland es will und es ihm einen vollen Vorteil bringt, scheint es ziemlich klar zu sein, dass „es eine Methode in diesem Wahnsinn“ unserer politischen Situation gibt.
Dies scheint uns alles zu dominieren, zu koordinieren und zu erklären, was 1954 am wichtigsten war, und für 1955 die Frage aufwirft: Wie lange wird diese Situation anhalten?
Aus dem portugiesischen in CATOLICISMO Nr. 49 – Januar 1955: Há método na loucura da situação internacional.
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