Legionário Nr. 575, 15.8.1943 (*)
Eines der Merkmale der Verehrung, die wir unserer Lieben Frau schulden, besteht sicherlich darin, dass sie von großer Zärtlichkeit begleitet ist. Und doch besteht die Verehrung aus mehr als nur Zärtlichkeit, Überschwang und Gemütsbewegung.
Um beständig zu sein, ist es wichtig, dass die Marienverehrung auf präzise, exakte und logische Kenntnisse gründet. Nur aus der guten Kenntnis der Wahrheit kann eine dauerhafte und ehrliche Liebe hervorgehen. Die Frömmigkeit muss durch die eingehende Beschäftigung mit der katholischen Lehre bestärkt werden. In dieser wird sie nämlich ihr bestes Fundament und ihre wahre Wurzel finden.
Wenn die Kirche die Weihe von Völkern, Bistümern, Familien und Einzelpersonen an das Heiligste Herz Jesu oder an das Unbefleckte Herz Mariens fördert, so will sie damit erreichen, dass die auf diese Weise Geweihten Elemente, den Entschluss fassen, auf eine ganz besondere Art dem Herzen Jesu oder dem Herzen Mariens anzugehören, indem sie treuer die Gebote befolgen, sich die heiligen Herzen zum Vorbild nehmen und dafür im Gegenzug deren ganz besondere Gunst und Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Weihe ist daher nicht einfach ein Ritus oder eine vage Formel, die im Augenblick frommer Gemütsbewegung ausgesprochen wird. Sie ist vor allem ein wohl durchdachter, bewusster, gewollter und tiefgreifender Akt, der mit dem Vorsatz einer vollkommeneren Eingliederung in das Leben und in die Lehre der heiligen katholischen Kirche verbunden ist, denn nur so ist es möglich, wirklich Jesus und Maria anzugehören.
Es ist leicht zu verstehen, dass eine solche Weihe sowohl von äußerst tugendhaften Menschen vorgenommen werden kann, als auch von solchen, die noch die ersten Gehversuche auf dem Weg zur Vollkommenheit im geistlichen Leben machen. Für die Einen wie für die Anderen ist der Weiheakt von großem Nutzen, weil er auf den, der ihn ausführt, den ganz besonderen Schutz der göttlichen Vorsehung herabruft und ihm damit außergewöhnliche Heilsgarantien versichert.
Viele Katholiken verstehen sehr gut, dass sich jemand dem Heiligsten Herzen Jesu weiht, denn diese vortreffliche Übung ist schon sehr häufig vollzogen worden und die Zahl der dem Herzen Jesu geweihten Familien ist heute – Gott sei Dank! – sehr groß. Sie tun damit ihren festen Vorsatz kund, ihr Leben dem des Heiligsten Herzens Jesu anzupassen und ein wahrhaft frommes, christliches Leben zu führen. Auf diese Weise heiligen sie ihre Standespflichten, indem sie diese im Geiste einer übernatürlichen, opferbreiten Einstellung leben. Für den Erfolg dieser Vorsätze und den Empfang aller damit verbundenen Gnaden empfehlen sie sich ganz besonders dem göttlichen Herzen, das die eigentliche Quelle alles Guten ist.
Doch allgemein wird der Weihe zum Unbefleckten Herzen Mariens leider weniger Verständnis entgegengebracht. Vielleicht gibt es auch einige, die in den angesprochenen Weihen einen Widerspruch sehen: Wie kann man gleichzeitig zwei Herren angehören, zwei Herzen gehorchen? Widerspricht sich das nicht? Schließt da nicht eine Weihe die andere aus?
Nichts ist haltloser als das. In Wirklichkeit ist die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens eine Ergänzung der Weihe an das Heiligste Herz Jesu. Doch nicht eine überflüssige Ergänzung sondern zweifellos eine kostbare und bewundernswerte Ergänzung, die der Weihe an das Herz Jesu eine wunderbare Wirklichkeit und Vollkommenheit verleiht.
Das Herz Mariens ist par excellence das Reich des Herzen Jesu. Die Einigkeit dieser beiden Herzen ist so vollkommen, dass es Autoren gibt, die sie sozusagen zu einem einzigen Herzen verschmelzen, in dem sie vom Herzen Jesu und Maria sprechen. Die ganze marianische Frömmigkeit gründet auf diese Grundwahrheit, das Maria der Kanal ist, durch den man zu Jesus kommt, Sie ist das Tor, das Leben, der eindeutige Weg, auf dem wir mit höchster Sicherheit, schneller, leichter Unseren Herren Jesus Christus erreichen. So ist die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens das sicherste, leichteste und schnellste Mittel die Vollkommenheit der Weihe an das Herz Jesu zu erreichen.
Einen Weiheakt zu vollziehen ist sicherlich leicht. Sich aber ehrlich, ernsthaft und gewissenhaft weihen, ist jedoch viel schwieriger. Um die notwendigen Bedingungen für eine vollkommene Weihe an Jesus zu erfüllen, ist nichts besser, sicherer, zweckmäßiger als uns Maria zu Weihen.
Christozentrisch denken bedeutet in Jesus Christus die Mitte von allem zu betrachten. Doch der wahre Christozentriker aber weiß, dass es nur einen wahren Weg gibt, der zur Mitte führt; und dieser Weg ist Maria.
Die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens ist aktueller denn je. Mehr denn jemals zuvor braucht die von Missgeschicken jeder Art geplagte Welt ein mütterliches Herz, dass sich ihrer erbarmt. Daher ist es mehr denn je nötig, dass wir uns an das Herz unserer Mutter wenden, dass wir es anflehen, seine empfindlichsten Fasern rühren, seine innigsten Saiten schlagen, um all seine Barmherzigkeit, all seine Liebe, all seine Hilfe zu erlangen.
Wenn Papst Pius XII. die ganze Welt dem Herzen Mariens geweiht hat, so lasst uns seine Geste nachahmen und gleichsam ergänzen, indem wir uns vorbehaltlos demselben Unbefleckten Herzen weihen. Auf diese Weise werden wir dem Wunsch des Papstes entsprechen und dem von der göttlichen Vorsehung festgelegten Weg folgen.