Plinio Corrêa de Oliveira
In den Absätzen 135 bis 182 behandelt der hl. Ludwig die Vorteile, die uns die Sklavenweihe an Maria bringen.
Die Andacht die der Heilige empfiehlt besteht in der vollständigen Hingabe unserer selbst an Maria in der Eigenschaft eines Sklaven. Sklaven, weil wir der Muttergottes mehr geben, als es ein Kind vermag. Die Beziehungen eines Kindes mit seiner Mutter sind viel innerlicher, näher, tiefer als die Beziehungen eines Sklaven zu seinem Herrn. Doch gegenüber dem Vater oder der Mutter verbleiben dem Kind noch gewisse Rechte. Dem Sklave verbleiben keine Rechte gegenüber seinem Herrn. Deshalb ist die Selbst-Entsagung, die jemand übt, der sich der Muttergottes als Sklave verspricht, in einem gewissen Sinn tiefgründiger, als dessen, der sich nur als Kind Mariens betrachtet.
Der hl. Ludwig will nicht die Bezeichnung Kind ausschließen, er möchte aber beide, Kind und Sklave, vereinigen. Weil wir uns als Kinder Mariens und in Sie eine unvergleichbare und vollendete Mutter erkennen, aber vor allem die Mutter Gottes, wollen wir der Eigenschaft eines Kindes, auch die des Sklaven hinzufügen.
Die Übung dieser Andacht bedeutet eine sehr tiefe Entsagung unsererseits. Nun aber, welche Vorteile bringt sie uns? Sie können in einigen Punkten zusammengefasst werden. Einige haben wir schon behandelt.
Wenn wir uns an die Rolle Mariens im Mystischen Leib Christi erinnern – sie ist es ja, die diesen Leib erzeugt – und welch große Fürbitterin und Mittlerin sie zwischen Jesus Christus und den Menschen ist, verstehen wir, dass alles was mehr mit ihr vereint ist, näher bei Gott ist.
Wir erwähnten schon den Vergleich bezüglich der Stellung Mariens im Leben der Gnade, nach dem sie zu Unserem Herrn steht, wie die Kristallscheibe vor der Heiligen Hostie in der Monstranz zur Eucharistie. Wir können nicht unterscheiden zwischen unserem Blick auf die Kristallscheibe und dem Blick auf das Allerheiligste. So können wir auch nicht die Andacht zu Maria von der Andacht zu Jesus trennen. Es ist ein und dasselbe. In der Andacht zu Maria haben wir das einzige und beste wahre Mittel, um Jesus auf bester Art zu verehren.
Wenn Maria der Kanal ist, wo kommt jemand hin, wenn er ihn benutzt? Bis zum Endpunkt. Sie ist der Weg, um dort anzukommen. Wer sich dieses Mittels in vollem Ausmaß bedient, kommt unweigerlich zum Ziel. Wenn sich eine Seele also in eine enge Vereinigung mit Maria begibt, der erreicht unbedingt eine innerliche Vereinigung mit Jesus.
In diesem Akt der Sklavenweihe geht es nicht darum eine innige Vereinigung mit Maria zu erreichen, sondern die innigste Vereinigung die je eine Kreatur in unseren Umständen erreichen kann. Das ist charakteristische Note der Andacht, die der hl. Ludwig empfiehlt. Man kann nicht sagen, dass eine Methode ist, die zu einer engen Vereinigung mit Maria führt. Es ist viel mehr als das. Je mehr wir auch unseren Geist anstrengen, wir werden keine Methode finden, die mehr als diese eine Kreatur mit Maria verbindet als diese.
Also wenn jemand
– als Kind Mariens sich außerdem ihr vollständig als Sklave weiht;
– vorhat, aus der katholischen Lehre alle Konsequenzen bezüglich der Gottesmutter zu ziehen;
– und so in einer ständigen und innigen Vereinigung mit Maria lebt,
dann erreicht er unbedingt den höchsten Grad der Andacht zu ihr, denn es scheint mir unvorstellbar, dass die Verehrung Mariens einen höchsten Grad der Vereinigung, der Innigkeit, der Vollkommenheit erreichen kann als diese vom hl. Ludwig empfohlene Andacht.
Die Belohnung des Sklaventums ist Unser Herr Jesus Christus
Die Frage nach dem Vorteil dieser Andacht, verlagert nun auf ein anderen Punkt: Was ist der Vorteil, die innigste Vereinigung mit Maria zu haben, die je eine Kreatur erreichen kann?
Die Antwort kommt von selbst: Man braucht bloß zu erwägen wer sie ist. Maria ist unsere Mutter und zugleich die Mutter Unseres Herrn Jesus Christus. Als unsere Mutter wendet sie uns gegenüber – wenn man es mit Respekt sagen darf – alle Vorurteile, Parteilichkeiten und parti pris (vorgefasste Meinung) an, die eine gute Mutter für ihr Kind einsetzt. Mütterliche Liebe grenzt fast an Hinterlist. In etlichen Gelegenheiten, in denen der Teufel gezwungen wurde, von der Muttergottes zu reden, wirft er ihr gerade dies vor: Sie störe das Gesetz der Gerechtigkeit und begeht Betrügereien gegen die Hölle. Natürlich ist dies eine Lüge, eine Blasphemie. Maria ist es unmöglich etwas zu tun, was nur einen Tropfen Böses beinhaltet. Das bedeutet aber, dass ihre mütterliche Barmherzigkeit und ihr mütterlicher Schutz so weit geht, dass sie dem Undenkbaren und Unvorstellbaren nahe kommen.
Maria ist unvergleichbar in allem besser, als alle Mütter der Erde. Sie liebt uns mehr, als unsere leibliche Mutter uns liebt. Diese ist im Vergleich zu Maria, weiter von uns entfernt, als eine Gouvernante von uns entfernt ist im Vergleich zu unserer Mutter. Das ist das Verhältnis. Maria ist viel wahrhaftiger unsere Mutter, als unsere leibliche Mutter es ist. Nun, wir wissen, wie weit unsere Mutter für uns gehen würde, um uns Gutes zu tun. Zu was ist dann Maria für uns fähig?
Nie haben wir auf Erden gesehen, dass ein Kind aus äußerste Liebe zu seiner Mutter, allem entsagte und sich ihr als Sklave zur Verfügung stellte. Wohin kann die Liebe Mariens führen, wenn sie ein Kind sieht, das ihr gegenüber so handelt? Sie ist die vollendete Mutter; er ist der vollendete Sohn. Die Belohnung kann nur eine perfekte sein.
Doch im Fall des Mariensklaventums wird die Belohnung im nicht im Verhältnis sein, mit dem, was wir gegeben haben, sondern zum Edelmut derer, die es im Empfang nimmt. Es ist den Müttern eigen: Wenn ein Kind ihr ein Geschenk gibt, besteht ihre Freude nicht darin, den Preis des Geschenks zu erraten und mit gleichem Wert Dank zu erweisen. Die Mutterliebe erwidert, so klein und arm auch das Geschenk des Kindes ist, mit übergroßer Fülle. Das ist die Eigenschaft der mütterlichen Lieben.
Wenn wir also der Muttergottes alles schenken, was wir können, und nicht nur ein kleines Geschenk, mit was wird sie es erwidern? Mit einer solchen Fülle an Gnaden, an Wohltaten und Schutz, dass es einfach in der menschlichen Sprache keinen Begriff gibt, der das ausdrücken könnte.
Über die Vorteile der Andacht zu Maria, gibt es nur eines zu sagen: Die Größe der Belohnung verschlägt einen die Sprache. Was hat denn Maria am kostbarsten? Es ist Unseres Herr Jesus Christus selbst, die fleischgewordene Weisheit.
Es gibt einen ergreifenden Ausdruck dieser Erwiderung in einer Marienstatue, wo sie lächelnd das Jesuskind dem Betenden entgegenreicht. Welsch eine tiefe Bedeutung! In Wahrheit, die beste Belohnung, die sie uns geben kann, ist Unser Herr Jesus Christus, ihn lieben und mit ihm vereint sein, ihm gehorchen. Dies ist eine Belohnung, die jede Sprache übersteigt.
Gott sagte dem Abraham von sich selbst: „Ego sum merces tua magna nimis“ – Ich bin dein sehr großer Lohn (Gen 1,15). Wer Gott als Lohn bekommt, bekommt einen übergroßen Lohn. Und das ist der erhabene Lohn der Weihe an Maria.
Die Andacht zu Maria vermehrt unsere Tugenden und vereint uns immer mehr mit Unserem Herrn Jesus Christus
Mit der Hilfe der Gnade üben wir in unserer Seelenfamilie eine Reihe von Tugenden, durch die wir uns ganz besonders der katholischen Kirche, dem mystischen Leib Christi verbunden sein wollen: Die Tugend des katholischen Gefühls, der Reinheit, dem Opfersinn, die Selbstverleugnung, die Liebe zur Arbeit, zur Abtötung, zum Fleiß, die Liebe für das Methodische solang es nicht geometrisch ist usw. Wir wollen letztlich alle Tugenden erhalten, um uns mit Jesus zu vereinen.
Die beste Art diese Tugenden zu erhalten, ist die Übung der Andacht zu Maria. Sie wird uns diese Tugenden auf bester Weise, auf direktem Weg, am schnellsten und sichersten vermitteln, als jede andere Art.
In der Praxis geschieht das aber nicht nur durch das Anhören einer Erklärung vom hl. Ludwig oder durch das Lesen seiner Abhandlung und alles im Gedächtnis zu behalten, sondern durch einen gewissen Grad geistlichen Lebens, den wir zu erreichen wünschen. Dies besteht in der ernsthaften Kenntnis von dem, was wir von Maria erwarten können und wir ihr gegenüber zu handeln.
Die Verehrung Mariens verstärkt in uns die Fähigkeit zu leiden
Auf einer viel höheren Ebene, können wir von Maria erwarten, was ein Kind von seiner Mutter erwartet?
Es gibt zwei Arten von Müttern: Die guten und die halb-guten. Die halb-gute Mutter – die leider unter den lateinischen Völkern sehr häufig vorkommt – hat Mitleid mit ihrem Kind und will nicht, dass er leide. Sie paktiert mit allen Streichen des Kindes, mit all seinen Fehler in der Erfüllung seiner Pflichten, mit seiner Faulheit, sie befreit ihn von allen Regeln und schadet somit unbedingt seiner Charakterbildung.
Es gibt aber eine andere Sorte von Mutter, die, wegen der Unbeständigkeit des Menschen, weiß, dass es kein anderes Mittel gibt, als zu leiden, leiden und viel zu leiden, um die Seele zu erweitern, zu heiligen und zu erheben. Sie weis, dass man leiden muss, um zu lernen, das man leiden muss, um im leben zu kämpfen, das man leiden muss, um zu leben, leiden in jeglicher Situation. Sie weiß, dass der Mensch etwas Wert ist, in dem Maße wie er leidet. Diese Mutter sorgt sich, um die Leiden ihrer Kinder zu lindern, im Maße des Möglichen und ihnen nicht schade. Doch jedes Maß an Leiden, das eine gute Erziehung verlangt, wird eine gute Mutter wollen, dass es ihr Kind erreicht. Sie beschränkt sich ihn im Leiden zu trösten, damit er Kraft und Mut aufbringe, zu leiden, was ihm zusteht. Sie will aber, dass er leide. Die Muttergottes handelt ebenso.
Es wäre trügerisch, die Leben der Heiligen, die „Blumenlese“ Mariens zu lesen und einige außerordentliche Gnaden, die sie verleiht, einseitig zu betrachten. Zum Beispiel, der hl. Franz von Sales, am Höhepunkt seiner erbarmungslosen Prüfung bezüglich der qualvollen Frage der Prädestination, abgemagert und verzehrt, in großer geistlicher Trockenheit, wie mit einer procella tenebrarum in der Seele, nähert sich einer Marienfigur und betet das Memorare; sofort verziehen sich die dunklen Wolken und er spürt einen innerlichen Frieden und Ruhe; die seelische Krise war überwunden.
Solche Ereignisse gibt in großer Zahl und man verspürt einen tief erbauenden Eindruck, der sehr wirksam ist für das geistliche Leben. Man darf sich aber nicht einseitig sein.
Die Muttergottes lindert des Öfteren unsere geistlichen Prüfungen, wie eine gute Mutter das Leiden des Kindes in ein angebrachtes Maß lindert. Es gibt jedoch eine notwendige und nicht so kleine Grenze für jedes Leiden. Aus dieser befreit uns Maria nicht.
Man darf nicht denken, dass die Andacht zu Maria so etwas wie eine Art Morphium für das geistliche Leben ist, das man einmal einnimmt, und alle Schmerzen verfliegen. Nein – und der hl. Ludwig besteht darauf – Maria nimmt uns nicht das Gewicht des Kreuzes von der Schulter, sondern gibt uns Kraft, es zu tragen. Sie gibt uns Liebe zu Kreuz und zum Leiden. Dies ist die Frucht der wahren Andacht zu Maria.
Die Gnade einer großen Innigkeit zu Maria zu haben
Wir müssen also verstehen, dass es zwei Dinge gibt, um die wir die Muttergottes bitten sollen. In der Einsicht, dass wir schwache Menschen sind, dass wir keine Athleten des geistlichen Lebens sind, müssen wir sie darum bitten, dass sie uns in unserem Kummer, der uns zu schwer scheint, zu Hilfe kommt. Es ist eine ausgezeichnete Bitte und sie wird sie sehr oft erhören. Immer, wenn es im Maße der göttlichen Vorsehung möglich ist, uns zu Hilfe zu kommen, wird sie es tun. Wir müssen uns aber immer daran erinnern, dass wir ein gewisses Maß Schmerzen in vollem Umfang selbst tragen müssen. Wir selbst wissen nicht welches Maß das ist; aber sie weiß es. Wir müssen sie dann um Kraft bitten, es zu ertragen. An diesem Punkt, am Gleichgewicht dieser beider Bitten, liegt die Vorsehung Mariens.
Stellen wir uns eine Person vor, die ihr tägliches Leben führt, das immer zwei unterschiedliche Aspekte hat. Es gibt Zeiten der gewöhnlichen Routine: Der Gang zur Schule oder zur Arbeit und zurück nach Hause, Aufgaben oder Vorlesungen vorbereiten, eine Verwandten besuchen und dergleichen. Es ist das gewöhnliche tägliche Getriebe. Neben diesen Unannehmlichkeiten eines jeden Tages gibt es aber einen anderen Aspekt des Lebens, nämlich den, in dem man mit der Last übergroßer Leiden ringen muss.
Nehmen wir an die Person weiß in beiden Situationen ihres geistlichen Lebens die Andacht des hl. Ludwig wirklich und genau zu üben. In den kleinen Schwierigkeiten des täglichen Lebens wird sie sich daran erinnern, dass sie in Maria eine Mutter hat. Aber nicht nur ab und zu sondern in einer gewohnten und ständigen Weise. Wenn sie in Schwierigkeiten ist, wenn sie Probleme hat, seien sie auch noch so gering, wendet sie sich an Maria und bittet sie um Hilfe. In allen gängigen Lagen des Lebens, betet sie zur Muttergottes. Sie lebt in einer ständigen Innigkeit mit ihr, und bittet sie in allem um Hilfe. Bei Ratlosigkeit wird sie um den rechten Weg bitten. In großen Schwierigkeiten wird sie um Kraft bitten, um die Last der außergewöhnlichen Versuchungen ertragen zu können, und erhält so die Energie für Heldentaten, die das geistliche Leben vielmals von einem jeden von uns verlangt.
Wenn jemand all sein Tun in Vereinigung mit Maria und in ihren Meinungen aufzuopfern weiß, und beständig in allen Momenten sie um Hilfe bittet, wird sein geistlichen Leben wunderbar wachsen. Wenn ihn zum Beispiel Zerstreuung während einer Lektüre überfällt, Maria bitten, dass sie trotzdem daraus Früchte zieht. Sieht er auf der Straße jemand, der gerade eine Sünde begeht, dann für diese arme Seele beten. Das heißt, immer und dauerhaft Maria anrufen. Es gibt kein besseres Programm für das geistliche Leben. Doch es verlangt aber auch Überzeugung und große Willenskraft.
Maria, Allheilmittel für das geistliche Leben
Unter den eigentümlichen Prüfungen des geistlichen Lebens oder die aufgrund der Treue zur Heiligen Kirche uns auferlegt werden, gibt es eine, durch die wir durchmüssen: Es ist die Empfindung der seelischen Trockenheit, des Stillstandes, der anscheinenden Unbeweglichkeit aller Dinge. Jahraus, jahrein scheint das geistliche Leben nicht voranzukommen; im Apostolat konfrontiert man sich immer mit gleichen Problemen; etwas Schlimmes wird geschehen und man kann es verhindern; wieder was unvorhergesehenes kommt auf uns zu und wir können es abwenden; wieder eine Überraschung und man weint, weil man sie nicht hat verhindern können, doch man bleibt wachsam auf das Nächste, was kommen wird. In den ersten Momenten hat man das Gefühl einer Berg-und-Tal-Fahrt. Bei der ersten Runde amüsiert man sich, doch nach Jahren wird sie unerträglich und wir werden versucht Schluss zu machen mit diesem Auf und Ab, um endlich wie jedermann zu leben.
Wir fühlen uns wie auf einem Schiff mitten im Ozean, das da schaukelt und sich nicht fortbewegt, wie Ruderer einer Galeere, die den Eindruck haben, das trotz ihrer Anstrengungen, das Schiff nicht vorankommt. Es ist der Eindruck des Überdrusses, der Eintönigkeit, der uns manchmal im geistlichen Leben und in den Tätigkeiten des Apostolats überkommen kann.
Die Lösung in solchen Situationen ist die Zufluchtnahme zu Maria. Zu ihr zu beten, ist das Heilmittel für alles. Man pflegt zu sagen, es gebe keine Allheilmittel. Doch es gibt eine Ausnahme: Maria ist wirklich ein Allheilmittel, es sei denn, man will entschieden nicht gut sein. „Qui creavit te sine te, non salvabit te sine te“ — „Der dich geschaffen hat ohne dein Zutun, gibt dir die Rechtfertigung nicht ohne dein Zutun“, sagt der hl. Augustinus.
Diese wahre Andacht zu Maria gibt uns ungeahnte Möglichkeiten, im Dienste der Kirche
Nehmen wir zum Beispiel einen Gegenrevolutionären, der ernsthaft die Andacht praktiziert und einer Bildungsvorlesung beiwohnt. Das Verdienst zu dieser Versammlung gekommen zu sein, kehrt zurück in die Hände Mariens. Und da sie besser als jeder Mensch um die Interessen der Kirche weiß, wird dieses Verdienst gemäß ihrer Weisheit anwenden. So kann man, indem man zur Versammlung kommt, neben dem Apostolat auch noch auf einer anderen Ebene wunderbar Gutes tun. Es kann gut sein, dass man unsichtbar, unwissend, an den höchsten Schicksalen der Kirche teilhat, am Kampf der Braut Christi gegen die Anti-Kirche, man weiß es nicht, aber Maria wird unsere Verdienste anwenden und Früchte hervorbringen, um die wir durchaus keine Ahnung haben. Dies ist das sicherste Vorgehen, den die Muttergottes vergeudet unsere Verdienste nicht. Sie legt sie an mit höchstmöglichster Weisheit. Wenn wir also unsere Verdienste der Weisheit Mariens anvertrauen, verwerten wir sie aufs höchste.
Die Hingabe als Sklave Mariens gibt unseren guten Werken unberechenbaren Wert
Welches ist aber nun das Verdienst unserer guten Werke? Die Teilnahme an einer Versammlung, zum Beispiel, hat ein gewisses Verdienst wenn sie aus Liebe zur Kirche getan wird und den Verzicht auf ein Vergnügen, auf Muße oder irgendeinen Zeitvertreib, um sich für sie einzusetzen.
Das Verdienst einer Handlung oder Tätigkeit besteht darin, dass sie wesentlich gut ist und in der innerlichen Gesinnung, mit der die Seele sie ausführt. Es sind Gesinnungen mit einer Mischung von Fehlern und guten Eigenschaften, die in einem jeden von uns vorhanden sind. Doch die Taten Mariens sind von hochwertigem Verdienst. Der hl. Ludwig sagt, dass Maria mehr Verdienst hat an einem Nadelstich beim Nähen eines Kleidungsstücks für das Jesuskind, als der hl. Laurentius, der sich auf einem Rost hat braten lassen, um sich für Christus zu bekennen.
Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, dass unsere Taten, als Sklaven Mariens, in gewisser Weise an ihren Taten teilhaben. Sie ist es, die auf gewisser Weise in uns tätig ist. Daher erhält unsere Tat einen Wert, eine Tugend und eine Wirksamkeit von Maria, durch die sie viel mehr Wert hat, als wir es durch unsere eigenen Verdienste erreichen können.
Es gibt also kein wirkungsvolleres Leben und Handeln, als in dieser Andachtsmethode.
Die menschliche Boshaftigkeit und die Andacht zur Muttergottes
Nach der Erbsünde wurde der Mensch nicht nur schlecht, sondern sehr schlecht. Die Boshaftigkeit und das Elend des Menschen wurden zu unauslöschbaren Zügen seiner verdorbenen Natur.
Hiermit geben wir über uns sozusagen eine Zeugenaussage. Denn wahrhaftig ist unser Elend als Menschen dermaßen groß, dass, hätten wir davon echte Kenntnis, würden wir sehr leicht den Mut verlieren. Die Betrachtung über den Kontrast zwischen Gott und unserer Misere hat schon viele in Verwirrung gebracht. Da sie meinen seine Barmherzigkeit nicht zu verdienen, werden sie dazu verleitet, zu glauben, dass Gott von ihnen weniger verlangt.
Der Grund für diese in die Verzweiflung treibende Situation ist, dass sie ihre eigene so tragische Lage nicht in die Hände Mariens legen.
Wahrhaftig ist Gott alles das, was wir von ihm aus der Offenbarung wissen. Wir unsererseits wissen was wir sind, oder besser gesagt, was wir nicht sind. Doch zwischen uns und Jesus gibt es Maria. Die Vermittlung zwischen ihr und Jesus Christus, der der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen ist, stellt ganz den Kanal wieder her, durch den wir unser Heil erreichen können, obgleich unserer Misere.
Wenn wir uns dies immer vergegenwärtigen, werden einerseits großen Frieden finden in der Erkennung unseres Elends und andererseits die Art die strengste Sittenlehre zu bejahen ohne der Verzweiflung nachzugeben, noch in eine jansenistische Haltung zu fallen. Maria ist die Bundeslade Gottes, auf deren Hinblick alles sein wahres Aussehen erhält und sich auf das geistliche Leben aufmunternd auswirkt.