Österreichische Jugend für eine Christlich-kulturelle
Gemeinsamkeit innerhalb des Deutschsprachigen Raumes
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O schmerzhafte Mutter, in diesen Zeiten, in denen die große Mehrheit der Menschen die Opfer flieht, obwohl diese zur vollkommenen Erfüllung der Gebote und Weisungen Deines göttlichen Sohnes unerläßlich sind, erlange allen, die diesen Kreuzweg betrachten, die notwendige Kraft, ihr eigenes Kreuz bis hinauf auf Golgotha zu tragen.
1. Station
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Der Richter, der das ungeheuerlichste Verbrechen der Menschheitsgeschichte beging, wurde dazu nicht angetrieben durch das Auflodern einer stürmischen Leidenschaft. Es blendete ihn nicht ideologischer Haß, nicht Gier nach neuen Reichtümern, nicht der Wunsch, einer Salome zu gefallen. Es war die Furcht, seinen Posten zu verlieren, die ihn antrieb, den Unschuldigen zu verurteilen. Die Furcht, den Eindruck zu erwecken, die Vorrechte des Kaisers nicht sorgfältig zu hüten; die Angst, politische Schwierigkeiten für sich selbst zu schaffen, wenn er dem Pöbel mißfallen würde; die instinktive Angst „Nein“ zu sagen, das Gegenteil zu tun, was verlangt wird, mit Haltungen und Meinungen aufzutreten, die dem Umfeld widersprechen.
O Herr, lange hast Du ihn angeschaut mit dem gleichen Blick, der im Nu
die Bekehrung des Petrus erwirkte. Ein Blick, in dem sich Deine höchste
moralische Vollkommenheit widerspiegelte, Deine unendliche Unschuld. Und
dennoch, er hat Dich verurteilt.
O Herr, wie oft habe ich Pilatus nachgeahmt! Wie oft habe ich
zugelassen, daß aus Liebe zu meiner Karriere die Wahrheit in meiner Gegenwart
angegriffen wurde und ich dazu schwieg. Wie oft habe ich mit verschränkten
Armen dem Kampf und dem Martyrium derer zugesehen, die sich für Deine Kirche
einsetzten. Und hatte keinen Mut, ihnen ein Wort der Unterstützung zu sagen,
aus Feigheit, denen zu entgegnen, die mich umgaben, „Nein“ zu sagen denen, die
mein Umfeld bildeten, aus Angst „anders zu sein, als die anderen“. So, als ob Du
mich erschaffen hättest, o Herr, um Dich nicht nachzuahmen, sondern unterwürfig
meine Freunde nachzuahmen. In jenem schmerzhaften Augenblick der Verurteilung
hast Du, o Herr, gelitten für alle Feiglinge, für alle Schwächlinge, für alle
Lauen, ... für mich, o Herr.
Mein Jesus, Verzeihung und Barmherzigkeit. Durch das Beispiel Deiner
Stärke, mit der Du der Verachtung der Menschen entgegengetreten bist und das
Urteil des römischen Statthalters auf Dich genommen hast, heile in meiner Seele
das Geschwür der Trägheit und der Bequemlichkeit.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
2. Station
Jesus nimmt sein Kreuz auf sich
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A.
Denn durch Dein heiliges
Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Nun beginnt, o mein angebeteter Herr, Dein Weg zur Opferstätte. Nicht
einen schnellen Tod hat Dein himmlischer Vater für Dich bestimmt. Nein! Durch
einen langen Leidensweg solltest Du uns nicht nur ein Beispiel im Sterben sein,
sondern auch in der Sicht des herannahenden Todes: Ihm mit Ruhe, ohne Zögern
und ohne Schwächen zu begegnen; ja sogar ihm entgegenzuschreiten mit dem
sicheren Schritt eines Kriegers, der zum Kampfe vordringt. Dies ist die
bewundernswerte Lehre, die Du mir gibst.
Doch bei mir wieviel Feigheit in der Vorahnung eines Schmerzes, o mein
Gott. Bevor ich mein Kreuz auf mich nehme, versuche ich mich entweder anzupassen, oder ich ziehe mich
zurück und verrate meine Pflichten. Wenn ich es schließlich annehme, dann mit
soviel Überdruß und Trägheit, daß es scheint, ich verabscheue die Last, die
Dein Wille mir auf die Schultern legt. Und wie oft kommt es vor, daß ich meine
Augen schließe, um den Schmerz nicht zu sehen. Ich verblende mich mit einem
einfältigen Optimismus, weil ich keinen Mut habe, die Prüfung auf mich zu
nehmen. Und deshalb lüge ich mir selbst vor: Es ist nicht wahr, daß der
Verzicht auf dieses Vergnügen notwendig ist, um nicht der Sünde zu verfallen.
Es ist nicht wahr, daß ich jener Gewohnheit, die meine innersten Leidenschaften
schürt, entsagen muß. Es ist nicht wahr, daß ich jene Umgebung, jene
Freundschaft meiden muß, weil sie mein geistliches Leben ruinieren. Nein,
nichts davon ist wahr... Ich schließe die Augen und werfe mein Kreuz zur Seite.
Mein Jesus, verzeih’ mir soviel Bequemlichkeit. Durch die Wunde, die das
Kreuz auf Deiner heiligen Schulter öffnete, heile, o Vater der Barmherzigkeit,
die schreckliche Wunde in meiner Seele, die Jahre innerer Sorglosigkeit und
Selbstgefälligkeit aufgerissen haben.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
V. Wir beten Dich an, Herr
Jesus Christus, und preisen Dich
A.
Denn durch Dein heiliges
Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Wie denn, o Herr? War es Dir nicht erlaubt, Dein Kreuz liegen zu lassen?
Da Du es doch getragen hattest, bis all Deine Kräfte erschöpft waren und die
nicht mehr tragbare Last des Kreuzes Dich zu Boden warf, war es da nicht
deutlich genug, daß es unmöglich war, es weiter zu tragen? Deine Aufgabe war
erfüllt! Nun sollten die Engel des Himmels das Kreuz für Dich weiter tragen! Du
hattest das Möglichste gelitten! Was könntest Du noch mehr hergeben?
Doch Du hast Dich anders verhalten und meiner Feigheit eine hohe Lehre
erwiesen. Als Deine Kräfte erschöpft waren, hast Du Dich nicht der Last
entledigt, sondern um noch mehr Kraft gefleht, um das Kreuz wiederaufzunehmen.
Und Du hast sie erhalten.
Schwer ist heute das Leben eines Christen. Gezwungen gegen sich selbst
zu kämpfen, um vom Pfade der Gebote nicht abzuweichen, scheint er gegenüber
einer Welt, die in Zügellosigkeit und Reichtum sich der Lebensfreude brüstet,
eine überspannte Ausnahme zu sein.
O Herr, das Kreuz der Treue zu Deinen Geboten lastet schwer auf unseren
Schultern und manchmal scheint uns der Atem zu versagen.
In diesem Augenblick der Prüfung reden wir uns selber ein: Wir haben
schon alles getan, was in unseren Kräften stand. Letztendlich ist ja die
Ausdauer des Menschen begrenzt! Gott wird dafür schon Verständnis haben...
Legen wir das Kreuz am Rande des Weges ab und lassen wir uns sachte in die
Genüsse des Lebens versinken!...
O, wie viele verlassene Kreuze am Rande unserer Wege; wer weiß, wie viele
am Rande meines eigenen Weges!
Gib mir, o Herr, die Gnade, mein Kreuz fest in den Armen zu halten,
selbst wenn unter seiner Last meine Kräfte mich verlassen sollten. Gib mir die
Gnade, mich wieder aufzurichten, wenn immer ich zusammenbreche. Gib mir, Herr,
die große Gnade niemals vom Wege abzukommen, auf dem ich zum Gipfel meines
eigenen Kalvarienberges gelangen muß.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
4. Station
Jesus begegnet seiner heiligen Mutter
V. Wir beten Dich an, Herr
Jesus Christus, und preisen Dich
A.
Denn durch Dein heiliges
Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Wer WÜRDE es wagen, o Mutter, Dich so weinen zu sehen und nach dem Grund
Deiner Tränen zu fragen? Weder die Erde, noch der Himmel, noch das ganze
Firmament könnten als Vergleich herangezogen werden, für die Unermeßlichkeit
Deiner Schmerzen.
Gib mir, o Mutter, wenigstens einen kleinen Teil Deiner Schmerzen. Gib
mir die Gnade, Jesus mit den Tränen einer aufrichtigen und tiefen
Zerknirschung zu beweinen.
Du leidest mit Jesus. Gib mir die Gnade zu leiden, wie Du und Er leiden.
Dein größter Schmerz kam nicht von der Betrachtung des unsagbaren
körperlichen Leidens Deines göttlichen Sohnes. Was sind schon die Leiden des
Körpers im Vergleich zu den Leiden der Seele? Wenn Jesus all diese Marter hätte
erleiden müssen, doch an seiner Seite mitleidige Herzen gewesen wären! Wenn der
dümmste, der ungerechteste, der platteste Haß das heiligste Herz nicht
unendlich mehr verwundeten, als die Last des Kreuzes und die Mißhandlungen den
heiligen Leib Unseres Herren! Und da war der sich tobend äußernde Haß und die Undankbarkeit
derer, denen Er seine Liebe erwiesen hatte... Hier ein Aussätziger, den Er
geheilt hatte... Da ein Blinder, dem Er das Augenlicht zurückgegeben hatte...
Etwas weiter ein Betrübter, dem Er wieder den Frieden geschenkt hatte... Und
alle verlangten Seinen Tod. Alle haßten Ihn; alle beschimpften Ihn. Dies alles
bereitete Jesus viel mehr Leiden, als die unsagbaren Schmerzen, die seinen
heiligen Leib erdrückten.
Doch es gab noch Schlimmeres. Da war noch die Sünde; die ausgesprochene
Sünde, die offensichtliche Sünde, die abscheuliche Sünde. Wenn all jene
Undankbarkeiten dem gütigsten aller Menschen zuteil würden, aber paradoxerweise
Gott nicht beleidigen würden! Doch sie richteten sich gegen den Gottmenschen
und waren deshalb ein äußerstes Vergehen gegen die Heiligste Dreifaltigkeit
selbst. Und das ist das Verhängnisvollste an der Ungerechtigkeit und der
Undankbarkeit.
Das schlimmste an diesem Vergehen ist nicht, daß es die Rechte des
Wohltäters verletzt, sondern daß es Gott selbst beleidigt.
Und unter den vielen Ursachen Eurer Schmerzen, bereitete Euch gewiß die
Sünde das größte Leid, o heiligste Mutter, o göttlicher Erlöser.
Und ich? Weiß ich um meine Sünden? Erinnere ich mich meiner ersten
Sünde? Meiner jüngsten Sünde? Der Zeit, zu der ich sie begang, des Ortes, der
Personen, die um mich waren, der Gründe, die mich zur Sünde führten? Hätte ich
an all das Leid gedacht, das Dir nur eine einzige Sünde zufügt, hätte ich es
dann je gewagt, Dich zu beleidigen, o Herr?
O meine Mutter, durch den Schmerz jener heiligen Begegnung erlange mir
die Gnade, den leidenden, mit Wunden bedeckten Jesus, so wie Du Ihn auf seinem
Wege zum Golgotha gesehen hast, ständig vor Augen zu haben.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
5. Station
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz
tragen
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Wer war dieser Simon? Was weiß man von ihm schon mehr, als daß er aus
Cyrene stammte? Und was wissen wir über
Cyrene schon mehr, als daß es die Heimat dieses Simon war? Die Person und der
Ort traten auf einmal aus der Dunkelheit zum Ruhm hervor; und zum höchsten
allen Ruhmes, weil ein heiliger Ruhm, in einem Augenblick, als ganz andere
Gedanken die des Cyrenäers waren.
Er ging wohl ganz unbekümmert seinen Weg. Er dachte wohl an die kleinen
Probleme und kleinen Interessen, die den Alltag eines gewöhnlichen Menschen
bestimmen.
Doch Du, mein Herr, überquertest seinen Weg mit Deinen Wunden, mit
Deinem Kreuz, mit Deinem unsagbaren Schmerz. Diesem Simon war es gegeben, Dir
gegenüber Stellung zu beziehen. Sie zwangen ihn, Dein Kreuz mitzutragen.
Entweder würde er es unwillig mittragen, gleichgültig Dir gegenüber, dem Pöbel
zu gefallen, indem er auf irgendeine Weise Deine leiblichen und seelischen
Schmerzen erhöhte; oder er würde es mit Liebe tragen, aus Mitleid, den
Schaulustigen zum Trotz, um Dein Leid zu lindern, um selbst ein wenig Deine
Schmerzen zu leiden, damit Du etwas weniger littest.
Der Cyrenäer zog es vor, mit Dir zu leiden. Und siehe, seit zweitausend
Jahren wird sein Name in Liebe, in Dankbarkeit und mit heiligem Neid von allen
gläubigen Menschen auf der ganzen Welt wiederholt. Und so wird es sein bis ans
Ende der Zeiten!
O mein Jesus, auch mir bist Du über den Weg gegangen. Du kamst mir
entgegen, als Du mich durch die heilige Taufe von der Finsternis des Heidentums
in den Schoß Deiner Kirche berufen hast. Du kamst mir entgegen, als meine
Eltern mich das Beten lehrten. Du kamst mir entgegen, als ich im Katechismus
meine Seele der wahren katholischen Lehre öffnete. Du kamst mir entgegen bei
meiner ersten Beichte, bei meiner ersten heiligen Kommunion, in all den
Augenblicken, in denen ich wankte und Du mich gestützt hast, in denen ich fiel
und Du mich wieder aufgerichtet hast, in denen ich Dich anflehte und Du mich
erhört hast.
Und ich, Herr? Auch jetzt kommst Du mir wieder entgegen in diesem
Kreuzweg. Was tue ich, Herr, wenn Du an mir vorübergehst?
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
6. Station
V. Wir beten Dich an,
Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A.
Denn durch Dein heiliges
Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Auf den ersten Blick würde man sagen, es gibt in der Geschichte keinen
größeren Preis. Denn welcher König hatte jemals ein kostbareres Tuch in der
Hand, als jenen Schleier? Welcher Feldherr besaß je ein glorreicheres Banner?
Welche mutige und selbstlose Tat wurde je mit einer so außerordentlichen
Auszeichnung belohnt?
Und doch: Es gibt eine Gnade, die viel wertvoller ist als der Besitz
eines Schleiers mit dem Abbild des heiligen Antlitzes unseres Erlösers. Hier
ist das göttliche Antlitz wie auf einem Bild dargestellt. In der Heiligen
Katholischen Kirche sieht man Ihn wie in einem Spiegel.
In ihren Einrichtungen, in ihrer Lehre, in ihren Geboten, in ihrer
Einheit, in ihrer Universalität, in ihrer unübertrefflichen Katholizität ist
die Kirche ein wahrer Spiegel, der unseren göttlichen Erlöser widerspiegelt.
Mehr noch: Sie ist der Mystische Leib Christi selbst.
Und wir alle haben die Gnade, der Kirche anzugehören, lebendige
Bausteine der Kirche zu sein!
Wie müssen wir für diese Gnade dankbar sein! Doch vergessen wir nicht,
daß „Adel verpflichtet“. Der Kirche anzugehören, ist etwas sehr hohes und
zugleich schweres. Wir müssen denken, wie die Kirche denkt, fühlen, wie die
Kirche fühlt, in allen Umständen unseres Lebens handeln, wie es die Kirche will.
Dies setzt eine wahrhaftige katholische Gesinnung voraus, eine echte und
vollständige Sittenreinheit, eine tiefe und ehrliche Frömmigkeit. Mit anderen
Worten: Es setzt das Opfer eines ganzen Daseins voraus.
Und der Preis? „Christianus alter Christus“! Ich werde auf hervorragende
Weise ein Abbild Christi selbst. Die Ähnlichkeit Christi wird sich lebendig und
heilig meiner Seele einprägen.
O Herr, wenn die der Veronika zuerteilte Gnade groß war, wie viel größer
ist doch die Gunst, die Du mir versprichst.
Ich bitte Dich um Kraft und Entschlossenheit, um sie durch eine
unverbrüchliche Treue wirklich zu erlangen.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Fallen, hinfallen, am Boden niedergestreckt, vor Aller Füßen liegen,
offen zu erkennen geben, daß alle Kräfte dahin sind: Dies sind, o Herr, die
Demütigungen, denen Du Dich unterwerfen wolltest, um mich zu belehren. Niemand
hatte Mitleid mit Dir. Im Gegenteil: Die Beleidigungen und Grobheiten nahmen
zu. Indessen flehte vergeblich Deine Gnade um eine Geste des Erbarmens im
Innern dieser versteinerten Herzen.
Doch auch in dieser Lage wolltest Du Deinen Leidensweg weitergehen, um
die Menschen zu erlösen. Welche Menschen? Alle, einschließlich derer, die da
waren und Deine Schmerzen auf alle Art und Weise vermehrten.
In meinem Apostolat, o Herr, muß ich weitermachen, auch wenn all meine
Werke zu Boden gefallen sind; auch wenn alle sich zusammentun, um mich anzugreifen;
auch wenn die Undankbarkeit und die Bosheit derer, denen ich Gutes tun wollte,
sich gegen mich wenden.
Ich werde nicht der Schwäche nachgeben und einen anderen Weg
einschlagen, nur um ihnen zu gefallen. Meine Wege können nur die Deinen sein, das
heißt, die Wege der Wahrheit, der Reinheit, der Strenge. Auf diesen Deinen
Wegen werde ich für sie leiden. Und in der Vereinigung meiner unvollkommenen
Schmerzen mit Deinem vollkommenen Schmerz, mit Deinem unendlich kostbaren
Schmerz, werde ich ihnen weiterhin Gutes tun, damit sie gerettet werden oder
damit die verweigerten Gnaden sich wie glühende Kohlen auf sie häufen und nach
Strafe rufen. Dies tatest Du mit denen, die Deinen Tod verlangten, und mit
allen, die Dich bis zuletzt ablehnten.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
8. Station
Jesus tröstet die weinenden Frauen
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Es fehlte aber nicht an guten Seelen, die den Umfang der hier verübten
Sünde erkannten und die göttliche Gerechtigkeit fürchteten.
Sehe ich doch nicht eine solche Sünde? Ist es nicht wahr, daß heute der
Stuhl Petri angefochten, verlassen, verraten wird? Ist es nicht wahr, daß die
Gesetze, die Institutionen, die Sitten gegenüber Jesus Christus immer
feindseliger werden? Ist es nicht wahr, daß eine ganze Welt, eine ganze Kultur
aufgebaut wird, die Christus leugnet? Und ist es nicht wahr, daß die
Muttergottes in Fatima all diese Sünden aufgezeigt hat und um Buße und Sühne
bat?
Doch wo ist diese Buße? Wie viele sind es, die die Sünde wirklich sehen
und versuchen sie beim Namen zu nennen, zu enthüllen, zu bekämpfen, ihr Schritt
für Schritt den Boden zu bestreiten, ihr mit einem Kreuzzug von Gedanken und
Taten mit aller Härte zu begegnen? Wie viele gibt es, die fähig sind, das Banner
der absoluten und makellosen Wahrheit dort zu entfalten, wo der Unglaube oder
der falsche Glaube herrscht? Wie viele sind es, die in Einheit mit der Kirche
diese Zeiten leben, die so tragisch sind, wie tragisch der Leidensweg Christi
war; in diesem entscheidenden Zeitpunkt der Geschichte, in dem die Welt die
Wahl für oder gegen Christus trifft?
O mein Gott, wie viele Kurzsichtige gibt es, die es vorziehen, die
Wirklichkeit, die ihnen in die Augen springt, nicht sehen und nicht vorhersehen
zu wollen.
Wieviel Zufriedenheit, wieviel kleiner Wohlstand, wieviel alltäglicher
kleiner Genuß. Wieviel schmackhafte Linsengerichte zum Schlürfen!
Gib mir, o mein Jesus, die Gnade nicht zu ihnen zu zählen. Die Gnade,
Deinem Rat zu folgen, und zwar über uns und die Unseren zu weinen. Nicht mit
fruchtlosen Tränen, sondern mit Tränen, die zu Deinen Füßen fallen, durch Dich
fruchtbar werden und für uns Verzeihung, Kraft und Unerschrockenheit im
Apostolat erlangen.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
9. Station
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Mehr denn je, o mein Herr, bist Du erschöpft, entkräftet, verwundet. Was
erwartet Dich noch? Bist Du am Ziel angelangt? Nein. Gerade das Schlimmste
steht noch bevor. Das entsetzlichste Verbrechen wird noch vollbracht. Die
größten Schmerzen wirst Du noch leiden müssen. Zum dritten Male liegst Du am
Boden und dennoch, alles, was bisher geschah, war erst der Anfang. Doch Dein zu
einer einzigen Wunde gewordener Leib bewegt sich wieder. Was unmöglich schien,
geschieht: Noch einmal erhebst Du dich, langsam, wenn auch jede kleinste
Bewegung einen neuen Schmerz bedeutet. Und siehe, wieder einmal stehst Du
aufrecht da... mit Deinem Kreuz. Neue Kräfte hast Du geschöpft und setzest
Deinen Weg fort. Dreimal bist Du gefallen und gabst mir drei Lehren der
Standhaftigkeit, jede einzelne schmerzlicher und nachdrücklicher als die
andere.
Warum soviel Nachdruck? Weil unsere Feigheit beständig ist. Wir nehmen
uns vor, unser Kreuz auf uns zu nehmen, doch die Feigheit stellt sich immer
wieder ein. Damit sie aber kein Vorwand in unsere Schwächen findet, wolltest Du
selbst uns ein dreifaches Beispiel geben.
Ja, unsere Schwäche kann uns nicht als Vorwand dienen. Die Gnade, die
Gott niemandem verwehrt, kann erreichen, was die rein natürlichen Kräfte nicht
vermögen.
Gott will, daß man Ihm bis zum letzten Atemzug dient, bis zur
Erschöpfung der letzten Kräfte; und Er vergrößert unsere Fähigkeit zu leiden
und zu wirken, damit unsere Hingabe bis an die Grenzen des Unvorhersehbaren,
des Unwahrscheinlichen, ja, des Wunders reiche. Das Maß, Gott zu lieben, ist,
Ihn ohne Maßen zu lieben, sagte der hl. Franz von Sales. Das Maß, für Gott zu
kämpfen, ist, ohne Maßen für Ihn zu kämpfen, könnten wir sagen.
Doch, ich: wie schnell fühle ich mich erschöpft! In meinen apostolischen
Werken hält mich das kleinste Opfer auf, die kleinste Mühe ruft in mir
Widerwillen hervor, der kleinste Kampf treibt mich in die Flucht. Ich liebe das
Apostolat, ja, aber es muß sich ganz meinen Vorlieben und Phantasien anpassen
und denen ich mich hingeben kann, wann ich will, wie ich will und weil ich
will. Und am Ende glaube ich Gott noch ein großes Almosen gegeben zu haben.
Doch Gott hat daran keinen Gefallen. Im Einsatz für die Kirche will Er
mein ganzes Leben. Er will Organisation, Scharfsinn, Kühnheit. Er will die
Einfalt der Taube, aber auch die List der Schlange, die Sanftmut des Lammes,
aber auch den hinreißenden und überwältigenden Zorn des Löwen. Wenn es
notwendig sein sollte, Karriere, Freundschaften, Familienbande, dürftige
Eitelkeiten, eingefleischte Gewohnheiten aufzugeben, um meinem Gott zu dienen,
muß ich es tun. Lehrt mich doch diese Station des Leidens meines Herren Jesus
Christus, daß wir Gott alles schenken müssen, absolut alles. Und nachdem wir
Ihm alles geschenkt haben, müssen wir Ihm noch unser eigenes Leben schenken.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
10. Station
Jesus wird seiner Kleider beraubt
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Alles, ja absolut alles! Selbst die Schmach müssen wir erleiden, aus
Liebe zu Gott und zur Rettung der Seelen.
Und da ist der Beweis. Der durchaus Reine wurde seiner Kleider beraubt
und die Unreinen verhöhnten Ihn in seiner Reinheit. Und Unser Herr widerstand
dem Spott der Unreinheit.
Scheint es nicht unbedeutsam, dem Hohn zu widerstehen, wer doch schon so
vielen Martern widerstanden hat? Dennoch war auch diese Lehre noch nötig. Wegen
der Verachtung einer Magd hat Petrus seinen Herren verleugnet. Wie viele Menschen
werden Christus verlassen haben aus Furcht vor Lächerlichkeit. Denn wenn es
Menschen gibt, die in den Krieg ziehen und sich Schüssen und dem Tod aussetzen,
nur um nicht als Feiglinge verspottet zu werden, ist es nicht wahr, daß gewisse
Menschen mehr Angst vor einem Lächeln haben als vor allem anderen?
Der göttliche Meister trotzte dem Spott. Damit lehrte Er uns, daß es
nichts Lächerliches gibt, wenn man auf dem Pfade der Tugend und des Guten ist.
Lehre mich, o Herr, die Majestät Deines Antlitzes widerzuspiegeln und
die Kraft Deiner Standhaftigkeit, wenn die Bösen gegen mich die Waffe des
Spottes gebrauchen wollen.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
11. Station
Jesus wird ans Kreuz genagelt
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Die Bosheit wählte für Dich, mein Herr, als letzte die grausamste Pein.
Ja, die grausamste, denn sie führte zu einem langsamen Tod, sie verursachte die
größten Schmerzen und war die schändlichste, denn sie war den
niederträchtigsten Verbrechern vorbehalten.
Alles wurde von der Hölle bestellt, um Dir die größten und schlimmsten
Schmerzen an Leib und Seele zuzufügen. Beinhaltet dieser tiefgründige Haß nicht
eine Lehre für mich? Wehe mir, der ich sie nie ganz begreifen werde, wenn ich
nicht nach Heiligkeit strebe. Zwischen Dir und dem Teufel, zwischen Gut und
Böse, zwischen Wahrheit und Irrtum besteht ein tiefer, unversöhnlicher, ewiger
Haß. Die Finsternis haßt das Licht, die Söhne der Finsternis hassen die Söhne
des Lichtes; der gegenseitige Kampf wird andauern bis zur Vollendung der Tage,
und es wird nie Frieden sein zwischen der Nachkommenschaft der Frau und der
Nachkommenschaft der Schlange... Um die unermeßliche Breite, die Größe dieses
Hasses zu verstehen, betrachte man alles, was er zu tun wagte. Es ist der Sohn
Gottes, der da hängt, verwandelt in einen Aussätzigen, wie es in der Heiligen
Schrift heißt, an dem nichts Heiles ist, in ein Wesen, das sich krümmt unter
den Schmerzen wie ein Wurm, verabscheut, verlassen, an ein Kreuz genagelt
zwischen zwei gemeinen Verbrechern. Der Sohn Gottes: Welch unendliche,
unvorstellbare, erhabene Größe enthalten diese Worte! Doch siehe, was der Haß
gegen den Sohn Gottes zu verüben wagte!
Und die ganze Weltgeschichte, die ganze Kirchengeschichte ist nichts
anderes als dieser unerbittliche Kampf zwischen denen, die Gottes sind, und
denen, die des Teufels sind, zwischen denen, die der Jungfrau gehören, und
denen, die der Schlange gehören. Ein Kampf, in dem es nicht nur
Mißverständnisse gibt, nicht nur Schwäche, sondern auch Bosheit, absichtliche,
verschuldete, sündhafte Bosheit von seiten der Scharen der Menschen und bösen
Geister, die dem Satan folgen.
Dies ist es, was gesagt, bekräftigt, ausgerufen und woran immer wieder
am Fuße des Kreuzes erinnert werden muß. Denn wir sind vom Liberalismus
dermaßen verunstaltet, immer dazu geneigt, diesen unentbehrlichen Aspekt des
Leidens unseres Herren zu vergessen.
Doch die Jungfrau der Jungfrauen, die schmerzhafte Mutter, die an der
Seite ihres Sohnes an seinem Leiden teilnahm, sie wußte um diese Tatsache.
Ebenfalls wußte es der jungfräuliche Apostel, dem unter dem Kreuze Maria als
Mutter gegeben wurde und der damit das größte Vermächtnis erhielt, das jemals
einem Menschen gegeben wurde. Denn es gibt gewisse Wahrheiten, die Gott den
Reinen bereithält und den Unreinen verweigert.
O meine Mutter, in dem Augenblick, in dem sogar ein Schächer Verzeihung
verdient hat, bitte Jesus, Er möge mir all meine Blindheit verzeihen, durch die
ich die Verschwörung des Bösen um mich herum nicht zur Kenntnis nahm.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Nun kam schließlich der Gipfel aller Schmerzen. Ein so hoher Gipfel, daß
er sich in den Wolken des Geheimnisvollen verhüllt.
Die physischen Leiden haben ihre Grenzen erreicht. Die moralischen
Leiden ihren Höhepunkt.
Doch eine weitere Qual sollte den Schmerz noch darüber hinaus führen:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Auf eine gewisse geheimnisvolle
Weise wurde selbst das fleischgewordene Wort von der Qual der Verlassenheit
befallen, bei der die Seele keinen göttlichen Trost erfährt. Und so groß war
diese Pein, daß Er, von dem die Evangelisten kein einziges Wort der Klage zu
berichten wußten, diesen herzzerreißenden Ruf von sich gab: „Mein Gott, mein
Gott, warum hast Du mich verlassen?“
Ja, warum? Warum, da Er doch die Unschuld selbst war?
Eine schreckliche Verlassenheit, gefolgt von dem Tod und einem Aufbäumen
der ganzen Natur. Die Sonne verbarg sich. Der Himmel verlor seinen Glanz. Die
Erde bebte. Der Vorhang des Tempels riß entzwei, eine Trostlosigkeit breitete
sich im ganzen Universum aus.
Warum? Um den Menschen zu erlösen. Um die Sünde zu vernichten. Um die
Pforten des Himmels zu öffnen.
Der Gipfel des Leidens war zugleich der Gipfel des Sieges. Der Tod war
tot! Die gereinigte Erde war wie ein freigelegtes Land, auf dem die Kirche nun
erbaut werden konnte.
Dies alles geschah, um zu erlösen. Um Menschen zu erlösen. Um diesen
Menschen, der ich selbst bin, zu retten. Meine Erlösung kostete diesen hohen
Preis. Ich werde kein Opfer mehr scheuen, um diese so kostbare Erlösung zu
sichern.
Durch das Wasser und das Blut, das aus Deiner göttlichen Seite flossen,
durch die Wunde in Deinem heiligsten Herzen, durch die Schmerzen Deiner Mutter,
gib mir, o Jesus, die Kraft, mich von Personen und Dingen zu trennen, die mich
von Dir entfernen können. Jede Freundschaft, jede Leidenschaft, jede
Bestrebung, jeder Genuß, alles was mich von Dir trennte, soll heute sterben,
ans Kreuz geschlagen werden.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
13. Station
Jesus wird vom Kreuze abgenommen und in den
Schoß seiner heiligen Mutter gelegt
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Die Ruhe des Grabes erwartet Dich, o Herr. In den Schatten des Todes öffnest Du den Himmel den Gerechten, während auf Erden einige wenige Gläubige sich um Deine Mutter versammeln, um Dir die Ehrungen des Begräbnisses zu erweisen.
In der Stille dieser Stunde nimmt man die ersten Strahlen einer
aufgehenden Hoffnung wahr. Diese ersten Ehrerbietungen, die Dir zuteil werden,
sind der Anfang einer unendlichen Folge von Liebeszeichen der erlösten
Menschheit, die sie Dir bis ans Ende der Zeiten darbringen wird.
Hier zeigt sich uns ein Bild der Schmerzen, der Trostlosigkeit, aber
doch voller Frieden. Ein Bild, das etwas Siegreiches voraussagt, wenn man die
Sorge und Liebe betrachtet, mit der Dein heiliger Leichnam behandelt wird.
Ja, diese frommen Seelen hatten Mitleid mit Dir. Und doch etwas ließ sie
in Dir den glorreichen Sieger vorausahnen.
Möge auch ich, o mein Herr, in der trostlosesten Lage, in der sich die
Kirche auch befinden mag, ihr immer treu bleiben, sie auch in ihren traurigsten Stunden nicht
verlassen, mit der unverwüstlichen Gewißheit, daß Deine heilige Braut einst
siegen wird durch die Treue der Guten, da sie ja Deinen Schutz erfährt.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
V. Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich
A. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst.
Ein Stein verschließt das Grab. Nun scheint alles zu Ende. Aber nein. Es
ist der Augenblick, in dem alles seinen Anfang nimmt. Die Apostel versammeln
sich wieder. Die Hingabe und die Hoffnung flackern wieder auf. Das Osterfest
naht.
Zugleich aber umkreist der Haß der Feinde das Grab, Maria und die
Apostel. Aber sie fürchten sich nicht. Bald wird der Morgen der Auferstehung
glänzen.
Möge auch ich, Herr, mich nicht fürchten. Mich nicht fürchten, wenn
alles unwiderruflich verloren scheint. Nicht fürchten, wenn alle Mächte der
Welt in Händen Deiner Feinde zu liegen scheinen. Nicht fürchten, weil ich bei
Maria bin, bei der sich immer und immer wieder die treuen Kinder Deiner Kirche
für neue Siege versammeln werden.
Vater unser... Gegrüßet seist Du, Maria... Ehre sei dem Vater...
V. Erbarme Dich unser, o Herr
A. Erbarme Dich unser
V. Die Seelen der verstorbenen Christgläubigen mögen durch die
Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden.
R. Amen.
O mein Jesus, Mann der Schmerzen, in Deiner Seele und an Deinem Leib
hast Du alles gelitten, was ein Mensch nur leiden kann.
Ich betrachte Deinen vom Kreuz herabgeholten Leichnam, Deine Menschheit,
dem Aussehen nach vernichtet, und Dein unendlich kostbares Blut, das bis zum
letzten Tropfen während Deines Leidensweges vergossen wurde.
Für alle Zeiten wirst Du nun in unseren Seelen der Inbegriff von Schmerz
sein: Von Schmerz mit allem, was er an Würde, Stärke, Ernsthaftigkeit,
Süßigkeit und Erhabenheit beinhaltet; Schmerz, der von der Ebene der
philosophischen Betrachtung zum unendlich hohen Firmament des Glaubens erhoben
wurde; Schmerz in seiner theologischen Bedeutung als notwendige Sühne und
unerläßliches Mittel unserer Heiligung.
Durch die Verdienste Deines kostbarsten Blutes gib unserem Verstand die
notwendige Klarheit, den Sinn des Schmerzes zu begreifen, und unserem Willen
die Kraft mit aller Aufrichtigkeit unserer Seele ihn zu lieben.
Denn nur durch das Verständnis der großen Rolle des Schmerzes und des
Geheimnisses des Kreuzes wird die Menschheit aus der furchtbaren Krise, in die
sie gefallen ist, herauskommen und diejenigen von der ewigen Pein bewahren, die
bis zuletzt Deine Einladung abgelehnt haben, mit Dir den Schmerzensweg zu
gehen.
Heiligste Maria, Mutter der Schmerzen, erlange durch Deine Gebete, daß Gott
auf Erden die Zahl derer vermehrt, die das Kreuz wahrhaftig lieben.
Dies ist die Gnade, um die wir in dieser Abenddämmerung unserer armen
und so zerrütteten Zivilisation bitten. Amen.