Plinio Corrêa de Oliveira

 

Fatima, das Geheimnis Mariens und

die Strafe Gottes

 

 

 

 

 

 

 

 

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Heute ist der 13. Oktober, Tag der letzten Erscheinung in Fátima im Jahre 1917. Wir lesen den Bericht dieser Erscheinung im Buch von P. Johannes de Marchi, „Fatima von Anfang an“ (deutsche Ausgabe).

Die wirkliche geistige Führerin der Kinder war ohne Zweifel die selige Jungfrau selbst. Ich spreche von den Kindern Francisco, Jacinta und Lucia. Die gütige Dame der Cova da Iria nahm dieses Meisterwerk persönlich in die Hand und, wie es nicht anders sein konnte, führet sie es zur erfolgreichen Beendigung. Aus ihren Händen gingen drei Engel hervor, Engel in Fleisch und Blut und wirkliche Helden. Das Rohmaterial war von wunderbarer Formbarkeit. Und was kann man von der Meisterin sagen?

In ihrer Schule machten die drei kleinen Dorfkinder Riesenschritte auf dem Weg zur Vollkommenheit. Hier bewahrheitet sich der Ausspruch vom hl. Grignion von Montfort: «In der Schule der Seligen Jungfrau macht die Seele in einer Woche größere Fortschritte als anderswo in einem Jahr.» Die Lehre der Gottesmutter ist einmalig. Innerhalb von zwei Jahren vermochte sie die zwei Geschwister Francisco und Jacinta zu den höchsten Gipfeln der christlichen Heiligkeit zu erheben.

Das Porträt, das Lucia mit sicherer Hand von ihrer Kusine zeichnet, besagt sehr viel: «Jacinta zeigte stets ein sehr ernstes, bescheidenes und gütiges Verhalten, das in allem die Gegenwart Gottes wiederzuspiegeln schien, eine Eigenschft, die man sonst nur bei älteren Menschen von hoher Tugend findet. Ich sah bei ihr nie jene übertriebene Leichtfertigkeit, jene bei kleinen Mädchen häufige Begeisterung für Schmuck und Spiel. Das gilt nur für die Zeit nach den Ercheinungen. (...) Ich kann nicht sagen, dass die aneren Kinder ihr so zuliefen wie mir. Das kam vielleicht (...) auch daher, dass sie für ihr Alter ein äußerst ernstes Betragen zeigte. Wenn ein Kind oder selbst Erwachsene in ihrer Gegenwart etwas Unschickliches sagten oder taten, wies sie diese mit den Worten zurecht: „Tut das nicht, es beleidigt Gott Unseren Herrn, der schon sehr beleidigt wird!“

Francisco fühlte sich hingezogen zu einem asketischen und betrachtenden Leben. Er bevorzugte die Einsamkeit.

Des Öfteren verschwand er aus der Sicht der beiden Mädchen, indem er abgelegen Orte aufsuchte, wo er dann in Gedanken versank. „Was hast du so lange Zeit getan?“ fragte Lucia. „Ich dachte an Gott, der sehr traurig ist wegen der vielen Sünden. Wenn ich ihn doch trösten könnte. Jesus ist so traurig und ich möchte ihn mit Gebet und Buße trösten“.

Ein anderes Mal sagte er: „Ich liebe Gott so sehr, er ist so traurig über unsere Sünden. Wir dürfen nicht die kleinste Sünde begehen.“

Eines Tages als Lucia den dringlichen Bitten der Freundinnen nachkam, an ihrem Alter entsprechenden Vergnügungen teilzunehmen, rufte Francisco sie beiseite und sagte ihr sehr ernst: „So, du gehst nun wieder zu diesen Spiele zurück, nachdem die Muttergottes dir erschienen ist?“ „Aber Francisco“, antwortete Lucia, „die haben mich so bedrängt!“ Doch Francisco antwortete ihr logisch und streng: „Alle Leute wissen, dass dir die Muttergottes erschienen ist, so dürfen sie es nicht seltsam finden, dass du nicht tanzen willst!“

In Fatima ist die Schule nicht weit von der Kirche entfernt, und so nutzten die Kinder die Gelegenheit, vor und nach dem Unterricht das Allerheiligste zu besuchen. Sie verbrachten manchmal Stunden vor dem Tabernakel. Besonders Francisco und Jacinta, die um ihren bevorstehenden Tod wussten, betrachteten sich vom Unterricht befreit und begaben sich öfters in die Kirche, um allein mit dem „verborgenen„ Jesus zu sprechen.

Immer wenn Lucia Jacinta besuchen kam fragte diese: «Hast du heute schon viele Opfer gebracht? Ich habe schon viele gebracht. Habe auch viele Stoßgebete gemacht. Ich liebe Unseren Herrn und unsere Liebe Frau so sehr, dass ich nie müde werde, ihnen zu sagen, dass ich sie liebe. Ich fühle ein Feuer in mir, das mich aber nicht verbrennt.»

Ein andres Mal zu Lucia: «Schau Lucia, die Muttergottes kam dieser Tage uns zu sehen. Sie sagte, sie werden Francisco sehr bald in den Himmel holen. Mich fragte sie, ob ich noch viele Sünder bekehren will. Ich sagte ja. Dann sagte sie. Sie möchte, dass ich noch in zwei Krankenhäuser, nicht aber um geheilt zu werden, sonder um mehr zu leiden aus Liebe zu Gott für die Bekehrung der Sünder und zur Sühne für die Beleidigungen gegen das Herz Mariens. Sie sagte mir, du würdest nicht mitkommen, sondern meine Mutter würde mich dort hinbringen und dann würde ich allein bleiben.»

Eine Zeit später sagt Francisco zu Lucia: «Ich bin sehr krank, Lucia. Ich werde sehr bald in den Himmel kommen.» Lucia: «Vergiss nicht zu beten für die Sünder und den Heiligen Vater, für mich und für Jacinta.» Dann sagte er: «Ja ich werde beten. Bitte aber darum eher der Jacinta, denn ich habe Angst es zu vergessen wenn ich Unseren Herrn sehe. Und ich möchte ja vor allem ihn trösten.»

Dieser Text vermittelt eine bemerkenswerte Gnade, weil er viele kleine und große Aspekte des Werkes Unserer Lieben Frau an diesen drei Kindern aufzeigt. Aber wir wollen zuerst den symbolischen Wert des Wirkens Unserer Lieben Frau an den Kindern berücksichtigen.

Diejenigen, die sich vorstellen, dass es sich bei diesem Wirken nur um ein Wirken an drei Kindern handelt, irren sich: Es ist ein Wirken, das diese Kinder von einem Moment zum andern sanft verwandelt hat, eigentlich nur auf Grund der wiederholten Erscheinungen der Muttergottes. Über einem dieser Kinder sagte sie sogar, sie sei traurig. Und dieses Kind war Francisco, der sie wahrscheinlich deswegen nicht hörte, sondern nur sah. Und er kann daher als ein Bekehrter betrachtet werden. Alle drei haben sich infolge der Erscheinungen außerordentlich verändert.

Wir haben hier etwas Ähnliches wie das Geheimnis Mariens (von dem der heilige Luddwig Grignion von Montfort spricht). Das heißt, eine dieser tiefen Gnadenhandlungen in der Seele, Handlungen, die sich entwickeln, ohne dass die Person es merkt. Die Person fühlt sich immer freier, immer ungezwungener, das Gute zu tun, und die Mängel, die sie verhindern das Gute zu tun und am Bösen noch anhängen, lösen sich langsam auf. Die Person wächst in der Liebe Gottes, wächst im Willen sich hinzugeben, wächst im Gegensatz zur Sünde, aber all dies geschieht auf wunderartiger Weise in der Seele, so dass die Seele nicht die großen und methodischen Kämpfe des bewundernswerten Aufstiegs zum Himmel, zur Tugend, zur Heiligkeit führt, derer, die nach dem klassischen System des spirituellen Lebens kämpfen, sondern die Muttergottes verändert sie sachte von einem Moment zum anderen.

Und wenn dieses Wirken Mariens in Fatima, insbesondere in den beiden zum Himmel gerufenen Kindern, ein solches Wirken war, können wir uns gut fragen, ob dies nicht einen symbolischen Wert hat und nicht angibt, wie die Handlung Unserer Lieben Frau sein wird auf die ganze Menschheit, wenn sie die Versprechen erfüllt, die sie in Fatima gemacht hat; ob es nicht erlaubt ist, die Erfüllung der Versprechen von Fatima vorauszusehen, die auf gleicher Weise wie bei Jacinta und Francisco durchgeführt wurden, und vielleicht noch markanter als in diesem Text beschrieben.

Und ob wir hier nicht einen Anfang sehen dürfen - einen der vielen Anfänge, weil enorme Dinge haben viele Anfänge - einen Anfang des Reiches Mariens, als den Triumph des Unbefleckten Herzens über zwei Seelen, die Verkünder der großen Offenbarung Unserer Lieben Frau waren, die zunächst durch ihre Gebete und Opfer auf Erden und später durch ihre Gebete im Himmel den Seelen sehr geholfen haben und weiterhin helfen, die Botschaft von Fatima anzunehmen.

Das heißt, wir müssen diese Veränderungen sehen - ich glaube, zumindest auf sehr wahrscheinliche Weise – als ein Symbol, für das, was in Zukunft passieren wird. Wir müssen sie als ein Symbol für diese tiefgreifenden Veränderungen sehen, die - wahrscheinlich am Ende der dramatischsten Ereignisse der Züchtigung Gottes - das den Anfang des Reiches Mariens kennzeichnen werden.

Diese erste Beobachtung scheint mir direkt zu folgendem zu führen: Wenn dies so ist, dann sind Francisco und Jacinta die natürlichen Fürsprecher, um von Unserer Lieben Frau zu erlangen, dass das Reich Mariens in uns schon jetzt beginnt, durch diese mysteriöse Umwandlung, welches das Geheimnis Mariens ist.

Und dann müssen wir innständig sowohl Jacinta als auch Francisco bitten, uns zu verwandeln, dass sie uns die Gnaden und Gaben erlangen, die sie bekommen haben. Dass sie durch ihr Gebet über diejenigen hier auf Erden wachen, die berufen sind, die Botschaft von Fatima zu verkünden, von der Botschaft von Fatima zu leben, wie es in unserem Fall ist.

In diesem Zusammenhang wäre es meines Erachtens sehr wichtig, ein Wort über die Beziehung zwischen der Botschaft von Fatima und der TFP zu sagen.

Es wurde hier unter uns bereits tausendmal gesagt, dass unser spirituelles Leben wächst, in dem Maße indem wir die Überzeugung oder die Tatsache ernst nehmen, dass sich die gegenwärtige Welt in einem erbärmlichen Verfall befindet und sich ihrem völligen Zusammenbruch nähert; dass dieser Zusammenbruch die Verwirklichung der von Unserer Lieben Frau in Fátima vorhergesagten Strafe darstellt - wir können sagen: die prophezeiten Strafen von Unserer Lieben Frau in Fátima - und dass je mehr wir uns in diese Perspektive versetzen, unser geistliches Leben umso mehr sich ereifert; und im Gegenteil, je weiter wir uns von dieser Perspektive entfernen, desto mehr verkümmert unser geistliches Leben.

Dieselben jüngsten Gnaden, die die Gruppe erhalten hat, - Gnaden, die mich so erfreuen, wie ein größeres Interesse daran, die Abhandlungen über die internationalen politischen Fragen zu lesen. - All dies hängt mit der Vorstellung zusammen, dass sich die von Unserer Lieben Frau vorgesehenen Tage nähern, als Ergebnis der Hippie-Revolution, der Protest-Revolution und all der Erosion, die leider in der westlichen Welt auftritt.

Wenn dies wahr ist, müssen wir zugeben, dass der Glaube an eine Züchtigung Gottes, die Akzeptanz dieser Bestrafung, ein grundlegendes Element der Existenz der TFP ist. Und das entscheidende Argument ist, das in der Reihenfolge der historischen Tatsachen der Zusammenbruch kommen wird, die Prophezeiung Unserer Lieben Frau.

Auf philosophischer oder theologischer Ebene kann man mehrere Argumente in diese Richtung führen. Aber auf der Ebene der konkreten Tatsachen gibt es eine, die zeigt, dass die Strafe kommen wird und zwar, dass alle privaten Offenbarungen nicht den Wert haben werden, wie die Offenbarung von Fatima; alle Auslegungen der Schrift sind nicht klar genug, um zu sagen, dass sich diese Krise konkret im Moment auf diese Weise entfalten wird. Aber in Fatima, auf die Fatima-Offenbarung, stützt sich meine Konferenz wie auf einer Säule, in der ich beweise, dass wir den Zusammenbruch haben werden, und aus anderen Gründen beweise ich, dass wir ihn noch in unseren Tagen erleben werden.

Das heißt, die Offenbarungen von Fatima, die Jacinta, Francisco und Lúcia erhalten haben, sind Offenbarungen, sind die Säulen der TFP. Ich hätte keine vollständig schlüssigen Beweise - zumindest für viele Seelenformen und kostbare Seelen für unsere Bewegung - ich hätte diese Beweise nicht, wenn ich mich nicht auf die Botschaft von Fatima verlassen könnte. Wir sehen also, dass Jacinta und Francisco eine Rolle im gesamten Prophetismus der TFP spielen. Das heißt, sie sind die Wortführer der Ankündigung Unserer Lieben Frau, dass es diesen Zusammenbruch geben wird. Und deshalb sind sie in gewisser Weise der Grund unserer Hoffnung.

Unsere Liebe Frau, die die „causa nostrae laetitiae“ ist, die Ursache unserer Freude, Ursache unserer Hoffnung, sprach durch die Seherkinder und verkündete, was kommen soll. Dies ist umso mehr ein Grund für uns, eine ausdrückliche Verehrung zu ihnen zu haben.

Interessant ist auch die Wirkung des „Geheimnis Mariens“ auf diese Kinder: Sie haben sich verändert. Gut. Aber was waren die äußeren Symptome dieser Veränderung? Was waren die äußeren Merkmale dieser Veränderung? Es sind drei Dinge hervorgehoben worden: große Ernsthaftigkeit, ein Geist des Gebets und ein Geist des Opfers. Darüber hinaus, wenn Sie möchten, eine sehr starke Überzeugung von ihrer Mission und den Wunsch, für diese Mission zu leben. Daher kamen diese drei Konsequenzen.

Geist des Ernstes: Wir haben gesehen, wie Jacinta Lúcia ermahnte, weil Lúcia nicht ernst genug war, weil sie sich bereit erklärte, mit den Kindern zu tanzen, das heißt, bei diesen portugiesischen Kinderreigentanz mitzumachen. Der Grund, warum Jacinta Lúcia ermahnte, war folgender: „du, die Unsere Liebe Frau gesehen hast, solltest nicht mehr an diesen Spielen teilnehmen.“ Lúcia sagte: „Aber sie haben doch so sehr bedrängt!“ Jacinta antwortet: „Alle Leute wissen, dass dir die Muttergottes erschienen ist, so dürfen sie es nicht seltsam finden, dass du nicht mehr tanzen willst!“

Als ob sie sagen würde: „Sie werden deine Ablehnung verstehen oder zumindest über alle Angaben verfügen, um deine Ablehnung zu verstehen. Wenn sie es nicht verstehen, ist es ihre Schuld. Aber du hättest dich weigern sollen.“ Hier sehen wir die Idee, dass man es sehr ernst meinen muss, wenn man Unserer Lieben Frau gefallen will; dass man Unsere Liebe Frau nicht erfreuen kann, wenn man alles nicht sehr ernst nimmt.

Und von Francisco sagt der Text, dass er logisch war, dass er sehr fest in der Frage der Pflichten argumentierte. Der Bericht verwendet sogar ein Wort - das heute oft in einem abwertenden Sinne verwendet wird -, dass er streng war. Das heißt, er hatte vollständige Logik. Und dass er auf Grund seiner Mission folgerte, dass es notwendig war, so zu sein, dass er ernst sein musste, dass es notwendig war, nicht zu sagen, was nicht angemessen war, dass es notwendig war, so zu handeln, wie es sein sollte. Deshalb verpasste er keine Gelegenheit, ein Beispiel zu geben und logisch zu handeln.

Darüber hinaus führte diese Ernsthaftigkeit unter den unbedeutenden Bedingungen von Kindern zu Kampfbereitschaft. Ebenso dass Jacinta keine Person gesehen hat, die etwas gesagt oder getan hättet, das nicht richtig war, dass sie nicht gescholten hat - „das ist nicht gut“ - und nicht den religiösen Grund angegeben hat: „Gott darf nicht beleidigt werden. Er wird in unserer Zeit schon so viel beleidigt, willst du ihn noch mehr beleidigen? Willst du diesem Berg von begangenen Sünden noch mehr hinzufügen?“

Wir sehen also, wie der Ernst und die Logik Früchte des Geheimnis Mariens sind. Und wenn wir den Gnaden Unserer Lieben Frau entsprechen wollen, müssen wir handeln damit wir ernsthaft und logisch seien. Und wenn wir ernsthafte und logische Menschen innerhalb der TFP sehen, versuchen wir, diese Menschen zu bewundern, uns ihnen zu nähern, mit ihnen zu sprechen, uns von ihrem Geist durchdringen zu lassen, anstatt im Gegenteil die Dinge mit Witz, Größenwahn oder Eitelkeit zu führen.

Genauso handeln wie wenn Francisco und Jacinta unter uns wären, wenn Francisco uns die erhabene Ehre geben würde, Mitglied der TFP zu sein, wäre sein Verhalten, den Hof der Eitelkeiten zu bekämpfen, alles zu bekämpfen, was albern ist, was dumm ist, was Größenwahn ist, und um absolut, vollständig Ernsthaft zu sein.

Auf der anderen Seite sehen wir den Geist des Opfers. Die beiden Kinder erhalten von Unserer Lieben Frau die Nachricht, dass sie sterben müssen. Und Francisco könnte durch diese Nachricht irgendwie in Panik geraten, weil ihm gesagt wurde, dass er bald sterben würde. Wir wissen ja, dass der Tod eine Strafe für den Menschen ist und dass die Nähe des Todes im Allgemeinen Angst macht. Wenn der Mensch nicht eine besondere Gnade bekommt, hat er angesichts der Nähe des Todes Angst.

Francisco sah den Tod sich nähern, glücklich: Er würde das Opfer bringen, um das die Muttergottes gebeten hatte. Er hatte überhaupt keine Sehnsucht nach den irdischen Gütern. Er wollte in den Himmel kommen und diese Erde verlassen, um sein Leben für den Sieg der katholischen Sache aufzuopfern. Von Jacinta bat Unsere Liebe Frau um etwas, das in gewisser Hinsicht weniger erschreckte, aber andererseits doch mehr: Sie bat sie, länger zu leben, etwas länger. Die Voraussicht wurde etwas weiter entfernt gesetzt.

Andererseits sagte sie ihr, dass sie etwas länger leben würde, um mehr zu leiden. Wer hat keine Angst vor einem Leben voller Leiden? Noch mehr: sie sagte ihr eines der Leiden voraus, die Kinder am meisten erschrecken: krank und fern von ihren Eltern zu sein. 

Wir waren alle einmal in ihrem Alter. Wir können uns gut erinnern, wie jede kleine Halsentzündung, jede Erkältung fern der Eltern, Unsicherheit und Angst verursachte. Ich würde mir nicht vorstellen, einfach fern von meiner Mutter krank zu werden, weil die Figur der Mutter und die Idee der Heilung bei mir zusammenhängend waren. Wenn sie wegging, hatte ich den Eindruck, dass ich am Hang der Krankheit zum Tode herunterstürzen würde. Und ich wollte nicht sterben; auf keinen Fall wollte ich sterben. Jedes Mal, wenn ich krank wurde, hatte ich Angst vor dem Tod.

Ein Kind kann natürlich die Schwere einer Krankheit nicht gut einschätzen und wenn es im Hals zu eng wird, glaubt es zu ersticken. Daher ist es für ein Kind eine sehr schwierige Sache. Unsere Liebe Frau sagte: „Du wirst nach Lissabon gebracht und deine Mutter wird zurück nach Hause fahren“. Das bedeutet: „Du wirst ohne den Beistand der Deinen in der Fremde krank werden und wirst sterben“. Und sie war tatsächlich alleine, als sie gestorben ist. Sie ist ohne mütterlichen Trost gestorben. Sie hat es auch so angenommen. Ich glaube, es ist das schwerste Opfer, das von einem Kind erbeten kann. Wir sehen, wie das Geheimnis Mariens sie zu diesem Opfer führte.

Dann der Geist des Gebets. Wir sehen, wie sie ununterbrochen beteten. Und wofür haben sie gebetet? Sie beteten für die katholische Sache, damit Gott nicht beleidigt wird, damit Gott verherrlicht wird, was das eigentliche Wesen der katholischen Sache ist. Alles besteht letztendlich daraus: Möge Gott verherrlicht werden, möge Gott nicht beleidigt werden. Und das hatten sie ständig im Sinn und beteten viel.

Aber welche war die Quelle, die ihnen ständig diese geistige Nahrung gab? Es war der Glaube an die Aufgabe selbst, die ihnen gegeben wurde, der Glaube, dass das Wort Unserer Lieben Frau für sie erfüllt werden würde, diejenige, die Franziskus sah, aber dessen Stimme er nicht hörte. Jacinta sah und hörte sie. Und die Francisco später sicher von Angesicht zu Angesicht betrachten konnte.

Können wir einiges aus diesen Überlegungen auf uns anwenden? Ich glaube schon, denn diese Tugenden, die die Kinder geübt haben, sind die Tugenden, zu denen uns unsere Berufung einlädt.

Unsere Berufung enthält eine Art Wurzel des Geheimnisses Mariens. Es ist eine positive Sache, dass jeder, der mit normalen Dispositionen in TFP eintritt, sofort einige Verbesserungen in seiner Seele erfährt und dass er später den Zusammenprall der Prüfungen durchlaufen muss, die wir alle leider kennen. Aber dass es eine Ähnlichkeit gibt - Ähnlichkeit heißt nicht Identisches -, dass es eine Ähnlichkeit gibt mit dem Wirken des Geheimnis Mariens und der Berufung, insofern dass jeder Neuling bei der TFP einen großen Impuls nach vorne verspürt, der für ihn eine gewisse Umwandlung bewirkt. Diese Umwandlung bewirkt sich schnell, einfach und attraktiv, genau wie Gnade des Geheimnisses Mariens wirkt. Mehr noch, unsere Berufung ist den von Fatima angekündigten Tatsachen hin angeordnet. Hier gibt es also noch eine Beziehung zwischen unserer Berufung und die Berufung der beiden Seher.

Ich glaube, dass jeder, der die Muttergottes von Fatima bittet, uns zu helfen, dieser Berufung treu zu bleiben und uns durch ihre Fürsprache zu helfen, der Muttergottes ein besonders dankbares Gebet machen wird. Und damit können wir insbesondere die Gnade der Treue zu unserer Berufung erhalten, noch bevor wir das Geheimnis Mariens erhalten. Das heißt, wir können enorme Gnaden erhalten, um der Berufung treu zu bleiben, selbst unter schwierigen Umständen, selbst unter sehr schwierigen Umständen, gerade dank des Geheimnisses Mariens.

Wir sehen also die Beziehungen zwischen uns und den Seherkindern von Fatima, aber auch, dass für unsere Berufung die vier Tugenden notwendig sind, die sie übten: die grundlegende Tugend, dass wir an unsere Berufung glauben, wie sie an ihre glaubten; mit der Folge der Ernsthaftigkeit, Geist des Gebets, Geist des Opfers. Damit formt sich der TFP-Aktivist. Aus alldem verstehen wir gut, wie nützlich es ist, wie angebracht es ist, dass wir sie für uns bitten.

Sollen wir nur für uns bitten? Im Himmel betrachten sie unseren Herrn und unsere Liebe Frau, die immer mehr beleidigt werden. Wir müssen sie bitten, dass sie im Himmel beten, dass dieser Strom von Beleidigungen aufhört; damit die Muttergottes auf die eine oder andere Weise endlich die Menschen bekehren kann. Ich meine, wir können durch sie zu Unserer Lieben Frau sagen: „Zu uns komme Dein Reich. Aber es komme, o Frau, es komme unverzüglich dein Reich zu uns. Wir bitten dich inständig, mit einer ungestümen Inständigkeit, mit einer inständigen Ungestümtheit, wir bitten dich, Dein Reich komme zu uns herab. Dass du eingreifest, o Frau, in die Ereignisse, dass du eingreifest in die Pläne deiner Gegner, dass du schließlich alle bösen und sündigen Absichten, die sie haben, null und nichtig machst und dein Reich auf Erden errichtest.

Das müssen wir heute mit großer Dringlichkeit von ihnen erbitten, durch sie der Muttergottes. Das ist es auch worum wir im Rosenkranz bitten, den wir gleich beten werden. 

Übersetzt aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer von “Santo do Dia” vom 13. Oktober 1971

Bild Jacinta im Krankenbett entnommen aus „Meine Name ist Jacinta“, von P. Fernando Leite, 5. deutsche Ausgabe von DVCK e.V. 2009. Zeichnung von José. R. Dias Tavares, TFP USA.

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Diese deutsche Fassung erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com


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