Plinio Corrêa de Oliveira
Die heiligen unschuldigen Kinder
Santo do Dia – 28.12.1965 (*) |
|
Heute feiern wir das Fest der heiligen unschuldigen Kinder. Darüber schreibt Dom Guéranger folgenden Kommentar: „Beim hl. Stephan haben wir das Werk und den Willen des Martyrers. Beim hl. Johannes sehen wir nur den Willen des Martyrers. Bei den hhll. Unschuldigen Kindern nur das Werk des Martyrers.“ Der Gedanke ist ein wenig komplex, aber doch gut zu verstehen. Der hl. Stephan wollte das Martyrium und erhielt es. Der hl. Johannes wollte Martyrer sein, wurde es aber nicht, Die hhll. Unschuldigen Kinder – die von Herodes ermordeten Kinder in Bethlehem, in der Hoffnung damit auch den Erlöser zu treffen – wollten das Martyrium nicht und erhielten es doch. Diese hatten in der Tat keinen Willen und keinen Verstand, wurden aber Martyrer, ohne es zu wollen. Dom Guéranger wirft dann das Problem auf, ob es einen Grund gebe, diese Kinder als Martyrer anzuerkennen. Er sagt folgendes: „Wer aber zweifelt an die von diesen Kindern erhaltene Krone? Ihr werdet fragen: Wo sind die Verdienste für diese Krone? Wird die Güte Christi der Grausamkeit des Herodes obliegen? Dieser schlechter König kann unschuldige Kinder ermorden und Christus könnte diejenige nicht krönen, die seinetwegen gestorben sind?“ Dies ist sehr gut und meisterlich argumentiert. „Stephan war Martyrer vor den Augen der Menschen, sie waren Zeugen seines freiwillig durchgestandenen Leidens bis zum Äußersten, indem er für seine Peiniger betete. Er zeigte sich empfindsamer gegen die Untat, die sie begangen, als gegen seinen eigenen Verwundungen. Johannes war dann ein Martyrer vor den Augen der Engel, die, als geistige Wesen, seine Seelenbereitschaft sahen. „Sicherlich waren jene Kinder Deine Martyrer, o Gott, bei denen weder Menschen noch Engel wahrlich Verdienste ausmachen konnten, die aber durch die sonderbare Gunst Deiner Gnade bereichert wurden. Auch in göttlicher Weise?“ Dies besagt folgendes: Dass die Menschen das Martyrium des hl. Stephan sahen; sie sahen aber nicht das des hl. Johannes, weil es aus einer inneren Gesinnung entstand und so nur von den Engeln wahrgenommen wurde. Worin aber das Verdienst der Unschuldigen Kinder bestand, haben selbst die Engel nicht gesehen, weil es tatsächlich kein Verdienst gab. Die Engel können nicht wahrnehmen, was nicht existiert. Es ist also ein reiner Akt der Güte Gottes, die ihnen den Rang der Martyrer verleiht, aufgrund der Tatsache, dass sie für Gott gestorben sind. Es ist also ein Akt, der einzig auf die unendliche Güte Gottes begründet. Das wird von Dom Guéranger in eine etwas poetischen aber doch treffende und schöne Art dargelegt. „Du findest gefallen aus dem Munde der Neugeborenen und der Kinder Dein Lob entspringen zu lassen, sagt die Heilige Schrift. Welches Lob ist es? Die Engel sangen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind. Dies ist sicher das erhabenste Lob. Es wird aber nur dann vollständig sein, wenn der, der kommen soll, sagen wird: ,Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn das Himmelreich ist derer, die ihnen gleich sind‘. Friede den Menschen selbst denen, die von ihrem guten Willen kein Gebrauch machen konnten. So tief ist das Geheimnis meiner Barmherzigkeit.“ Dies ist auch ein sehr schöner Gedanke: „Friede denen, die guten Willens sind, nicht wahr? Doch Friede den Menschen guten Willens ist etwas, was selbst den Menschen gegeben werden soll, die keinen Willen hatten. Dies kommt aus dem Reichtum der Barmherzigkeit Gottes. Und deshalb sind sie heilige. So haben wir eine Legion unschuldiger im Himmel, die ständig für uns beten. Hier versteht man besser, wie die Welt dem Heilsplan Gottes nachkommt. Wenn man bedenkt wie viele getaufte Kinder täglich schuldlos sterben und sofort in den Himmel kommen; in einer Großstadt, in der so viele schlechte und unbußfertige Menschen sterben, gibt es auch täglich viele Seelen, die getauft und unschuldig in den Himmel kommen und deshalb Heilige sind und es werden mit dem Wachsen der Bevölkerung immer mehr. So werden die Throne der gefallenen Engel, die sie leer zurückgelassen haben, allmählich wieder von den Gerechten, die in den Himmel kommen, besetzt. Außerdem sollten wir uns noch an folgendes erinnern: Wenn jemand in seiner Familie einen kanonisierten Heiligen hätte, wäre er sicher ein großer Verehrer dieses Heiligen. Es ist aber durchaus möglich, dass fast jede Familie Heilige im Himmel hat. Denn in fast jeder Familie oder in der Verwandtschaft gibt es Kinder, die früh gestorben und vor dem Tod noch getauft wurden und deshalb in den Himmel gekommen sind. Diese Kinder haben im Himmel den klaren Verstand einer geretteten Seele, die in der Anschauung Gottes lebt und deshalb sollten wir sie auch als unsere Fürsprecher bei Gott anrufen. Wenn wir also in Schwierigkeit sind, sollten wir uns an diese Kinder aus unserer Familie erinnern, denn sie sind die natürlichen Patrone und Beschützer unserer Familie. (*) Plinio Corrêa de Oliveira zum 100. Geburtstag |