Plinio Corrêa de Oliveira
„De Fátima numquam satis“
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In Fátima vertraute unsere liebe Frau 1917 drei portugiesischen Kindern eine Botschaft an, die tragische Ereignisse am Horizont aufleuchten ließ, doch sie weckte auch eine süße Hoffnung mit dem Versprechen, dass am Ende ihr Unbeflecktes Herz triumphieren werde.(86) Erst viele Jahre später hat Plinio Corrêa de Oliveira die Botschaft von Fátima kennen gelernt und dort das Echo eines heißen Wunsches vorgefunden, der lange sein Herz bewegt hatte: das Streben des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort und all der Seelen, die im Laufe der Jahrhunderte das „Reich Mariens“ herbeigesehnt und vorausgesagt hatten. In den ersten Apriltagen des Jahres 1945, als der zweite Weltkrieg seinem tragischen Ende zuging, erhob Prof. Oliveira im Legionário seine Augen zu Maria und begann in den Erscheinungen von Fátima das bedeutendste Ereignis des Jahrhunderts erkennen. „,De Maria numquam satis‘.(*) ‚De Fátima numquam satis‘, könnte man sagen. Fátima hat sich nicht allein in Portugal ereignet oder interessiert nur unsere Zeit. Fátima ist ein neuer Meilenstein in der Kirchengeschichte selbst. Ob man will oder nicht, Fátima ist die wahre Morgenröte des neuen Zeitalters, das über den Schlachtfeldern heraufzog ...“ (85) (*) „Man hat Maria noch nie genug gepriesen und erhöht, noch nie genug verehrt und geliebt, und ihr noch nie genug gedient“ - hl. Ludwig Maria Grignion von Montfor, Abhandlung von der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria (Einleitung), in „Das goldene Buch“, Lins-Verlag, Feldkirch, Österreich.
Im Jahre 1952 schrieb er in der Zeitschrift Catolicismo: „In den Wirren der Welt öffnete sich der Himmel und die Jungfrau erschien in Fátima, um den Menschen die Wahrheit zu verkünden. Eine nüchterne Wahrheit der Zurechtweisung und Buße, aber eine Wahrheit reich an Verheißungen. Das Wunder von Fátima hat sich fast am Ende dieses traurigen, beschämenden Jahres voller Wirren vor den Augen des Stellvertreters Christi wiederholt, um zu zeigen, dass die Drohungen Gottes weiterhin über den Menschen schweben, dass aber auch der Schutz der Jungfrau die Kirche und ihre wahren Kinder niemals im Stich lassen wird.“(86) „Was aber kann der Triumph des unbefleckten Herzens Mariens sein“, schrieb er 1957 in Catolicismo, „wenn nicht die von Ludwig Maria Grignion von Montfort vorausgesehene Herrschaft der heiligen Jungfrau? Und kann diese Herrschaft etwas anderes bedeuten als das Zeitalter der Tugend, in dem die mit Gott versöhnte Menschheit im Schoß der Kirche nach dem Gesetze leben und sich auf die Herrlichkeiten des Himmels vorbereiten wird?“(87) Wie Schwester Lucia selbst sagt, besteht das Geheimnis von Fátima aus einem einzigen Geheimnis, das sich in drei Teile aufteilt.(88) Zwei von diesen drei Teilen hat Schwester Lucia persönlich 1941 offenbart. Der erste Teil besteht aus einer schrecklichen Vision von der Hölle, in die sich die Seelen der Sünder stürzen; davon hebt sich die Barmherzigkeit des unbefleckten Herzens Mariens ab, des besten Heilmittels, das Gott der Menschheit zur Rettung der Seelen geschenkt hat. Der zweite Teil des Geheimnisses betrifft die dramatische geschichtliche Alternative, vor die sich unsere Zeit gestellt sieht: Der Friede als Frucht der Bekehrung der Welt und der Erfüllung der Bitten unserer lieben Frau oder aber eine schreckliche Strafe, die die Menschheit treffen wird, wenn diese sich nicht vom Weg der Sünde entfernt. Die Strafe ist nur abzuwenden, wenn die wesentlichen Bedingungen erfüllt werden, die unsere liebe Frau gestellt hat: Weihe Russlands an ihr unbeflecktes Herz und der Empfang der Sühnekommunion am ersten Samstag eines jeden Monats. Ihr Appell schließt stillschweigend die Notwendigkeit der Bekehrung ein, die vor allem als Rechristianisierung der Gesellschaft und eine Wiederherstellung der Sittlichkeit zu verstehen ist. „Wenn meine Bitten erfüllt werden, wird sich Russland bekehren und es wird Friede herrschen; andernfalls wird es seine Irrtümer über die ganze Welt verbreiten und es wird zu Kriegen und Kirchenverfolgungen kommen; die Guten werden gemartert werden, der Heilige Vater wird viel zu leiden haben, mehrere Nationen werden vernichtet werden; doch am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird es gegeben sein, einige Zeit in Frieden zu leben.“(89) Der Hinweis auf Fátima war bezeichnend für fast alle öffentlichen Stellungnahmen von Plinio Corrêa de Oliveira. In seiner Einführung in das Buch von Antonio Augusto Borelli Machado stellte er Fátima „als das bedeutendste Ereignis des 20. Jahrhunderts“ vor: „Das weströmische Reich endete in einem Zusammenbruch, den ein großer Kirchenlehrer, der heilige Augustinus, mit seiner Genialität erleuchtet und erklärt hat. Der Untergang des Mittelalters war von einem großen Propheten, dem heiligen Vinzenz Ferrer, vorausgesagt worden. Die Französische Revolution, die das Ende der Neuzeit kennzeichnet, war von einem anderen großen Propheten und Kirchenlehrer, dem heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort, vorausgesehen worden. Der modernen Welt, der scheinbar erneut ein krisengeschütteltes Ende bevorsteht, wurde nun ein größeres Privileg zuteil: Unsere liebe Frau ist zu den Menschen gekommen, um mit ihnen zu sprechen. Dem heiligen Augustinus war es nur vergönnt, der Nachwelt die Gründe der Tragödie zu erklären, die er erlebte. Der heilige Vinzenz Ferrer und der heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort versuchten umsonst das Unwetter abzuwenden: Die Menschen wollten nicht auf sie hören. Unsere liebe Frau erklärt die Gründe der Krise, gibt aber auch das Heilmittel an und weist auf die bevorstehende Katastrophe hin, falls die Menschen nicht auf sie hören sollten. Unter allen Gesichtspunkten, sowohl nach der Natur ihres Inhalts als auch nach der Würde derjenigen, die sie ausgesprochen hat, gehen die Offenbarungen von Fátima über alles hinaus, was die Vorsehung beim Heraufziehen eines großen Sturms im Lauf der Geschichte den Menschen gegenüber je geäußert hatte. Deswegen kann man mit aller Entschiedenheit und ohne die geringste Furcht vor Widerspruch behaupten, dass die Erscheinungen der Gottesmutter und des Friedensengels in Fátima als das wichtigste und mitreißendste Ereignis des 20. Jahrhunderts zu gelten haben.“(90) Fußnoten (86) Insgesamt erschien unsere liebe Frau zwischen dem 13. Mai und dem 13. Oktober 1917 den Kindern Lucia dos Santos (10), Francisco (9) und Jacinta Marto (7) sechsmal. 1930 genehmigte der Bischof von Leiria, José Alves Correia, die Verehrung Unserer Lieben Frau von Fátima. 1946 krönte Kardinal Benedito Aloisi Masella in Gegenwart von 600.000 Pilgern feierlich die Statue unserer lieben Frau von Fátima. (85) Plinio CORREIA DE OLIVEIRA, „Livros versus canhões“, in O Legionário Nr. 661 (8. April 1945). Über Fátima vgl. auch O Legionário Nr. 597 (16. Januar 1944), Nr. 598 (23. Januar 1944) und Nr. 614 (14. Mai 1944). (86) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, „Nolite timere pusillus grex“, in Catolicismo Nr. 13 (Januar 1952). (87) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, „Hodie in terra canunt angeli, laetantur archangeli, hodie exsultant justi“, in Catolicismo Nr. 84 (Dezember 1957). (88) „Memórias e Cartas da Irmã Lúcia“, mit einer Einführung und Anmerkungen von P. Antonio Maria MARTINS S.J., Guimarães, Porto 1976, S. 218f. (89) ebda. (90) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Einführung zu Antonio A. BORELLI MACHADO, „As aparições e mensagens de Fátima conforme os manuscritos da Irmã Lúcia“, Companhia Editora do Minho, Barcelos 1994. Die erste Fassung dieser Studie wurde in Catolicismo Nr. 197 (Mai 1967) zur Fünfzigjahrfeier der Erscheinungen veröffentlicht. Später wurde sie völlig überarbeitet und, gestützt auf die Manuskripte Schwester Lucias, erweitert. Diese neue Ausgabe erschien 1973 und wurde in Catolicismo Nr. 295 (Juli 1975) abgedruckt. Seither fand das Werk in hunderttausenden von Exemplaren in den wichtigsten Weltsprachen weiteste Verbreitung. ----------------------------------------------- Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira“. TFP-Büro Deutschland und DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel VII, Abschnitt 8, SS 297-300. |