Plinio Corrêa de Oliveira
Ausgabe Nummer 1 des LEGIONÁRIO, 29.05.1927
Am 29. Mai [1944] wird LEGIONÁRIO 17 Jahre Kampf und Arbeit feiern. Seine Gründung im Jahr 1927 fiel zusammen mit den ersten Erscheinungen der katholischen Erneuerung, die in unserem Land immer ausgeprägter wurde. „Fiel zusammen“ ist jedoch nicht genau der richtige Begriff. Zwischen einer Tatsache und der anderen bestand kein bloßer Zufall, sondern ein wesentlicher und direkter Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Der LEGIONARIO entstand aus dem Eifer und der Hingabe der Pioniere, die von Anfang an die Standarte der katholischen Reaktion unter uns erhoben haben. Er wurde also mit einer sehr ausdrücklichen Aufgabe ins Leben gerufen. Ihm oblag die die wesentlichen Tendenzen dieser Reaktion zum Ausdruck zu bringen und dafür zu sorgen, dass diese Tendenzen, in der natürlichen Veränderlichkeit der Umstände und Zeiten intakt blieben, auch im stattfindenden „Renouveau“ (Erneuerung) des Katholizismus ihre wahre Bedeutung, die ursprünglichen Ziele, endlich ihre historische Kontinuität bewahrten. Es lag an ihm (dem LEGIONARIO), das Sprachrohr dieser Mentalität der lebensnotwendigen Reaktion zu sein, ihren Einfluss auszuweiten und ihren endgültigen Siegeszug zu ermöglichen.
Daher hatte der LEGIONÁRIO vom ersten Tag an nicht den Charakter eines trägen katholischen Presseorgans, der unsere Lehre mit einem abstrakten System verkündete, das so realitätsfern war, dass es gleichermaßen dem 20. Jahrhundert und der Zeit, der ersten Kaiser der Ming-Dynastie in China dienen könnte. Innerhalb der Heiligen Kirche erbt jede Epoche von den vorherigen bestimmte Tugenden, die sie praktizieren und steigern muss, und steht vor Problemen, aufgrund derer sie die Tugenden früherer Epochen auf besondere und sozusagen neue Weise praktizieren muss, die noch nicht unter dem Prisma der Gegenwart betrachtet wurden. So kann man in der unvergänglichen historischen Kontinuität, die in der Heiligen Kirche herrscht, von Zeit zu Zeit Unterschiede feststellen, die denen ähneln, die gleichzeitig von einem Religionsorden zum anderen festgestellt werden. Der LEGIONÁRIO stand von Anfang an klar gegenüber den Problemen unserer Zeit und hatte von Anfang an eine sehr charakteristische spirituelle Form. Er brachte in sein Programm alle Versprechungen und alle Hoffnungen der religiösen Reaktion ein, die sich abzeichneten. Am Vorabend eines Jahrestages, der in eine Zeit von so großer Bedeutung für die Kirche und das Christentum fällt, ist die Zeit für eine ernsthafte Gewissenserforschung derjenigen gekommen, die für die Sache unseres Herrn Jesus Christus kämpfen.
Von den Größten bis zu den Kleinsten haben wir alle Verantwortungen, die im Gesamtkontext der Ereignisse vielleicht nicht groß sind – was ist eigentlich nicht groß, solange es für die Erlösung der Seelen von Interesse ist? – Im Rahmen unserer persönlichen Verantwortungen sind sie sicherlich groß. Eine Gewissenserforschung setzt eine klare Vorstellung von einer zu erfüllenden Pflicht und eine Analyse des Verhaltens voraus, um festzustellen, ob die Pflicht erfüllt wurde. Die Gewissensprüfung vergleicht ein Ideal mit einem Leben, um zu sehen, ob das Leben der Höhe des Ideals entspricht. Das ist es, was wir öffentlich tun wollen.
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Was ist das ursprüngliche Ideal des LEGIONÁRIO? In welche Richtung bewegte sich die spirituelle Reaktion, die 1927 begann, die ideologischen Horizonte Brasiliens zu erhellen?
Wir befanden uns in der endgültigen Liquidierung des liberalen Regimes. Überdrüssig von Skeptizismus, Latitudinarismus, Materialismus, deformiert durch die niedrige und deprimiert durch die Sprache der Presse, durch den ausschweifenden Geist von Theater und Kino, durch die Umgebung der krassen Trivialität, in der sich die Jugend entwickelte, strebten wir alle nach einem höheren Ideal. An diesem Ideal hatten wir keinen Zweifel. Es war der Katholizismus, die Fülle aller wahren und edlen Ideale. In der Atmosphäre, die wir atmeten, führten uns jedoch zwei Umstände von diesem Ideal ab. Auf der einen Seite die erklärten Feinde der Religion: Freimaurer, Spiritisten, Protestanten, Atheisten. Auf der anderen Seite die Verbilligerer des christlichen Geistes: Halbkatholiken, Vielbeter und… Vielsünder; Menschen, die glaubten, aber nicht praktizierten; Menschen, die an dieses Dogma glaubten, aber nicht an jenes; Menschen, die mit christlichem Etikett alle Symptome der Bequemlichkeit, Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit des Geistes der Welt bewahrt haben. Katholiken schließlich, für die die Kirche eine Last war, die sie ohne Begeisterung trugen, ein Ideal, das sie zu verdrehen versuchten, ein Geist, den sie auf jede erdenkliche Weise mit dem der Zeit in Einklang zu bringen versuchten, um auch ihren großzügigen und bequemen Anteil zu haben, an Baltazars großem Festschmaus, der die letzten Jahre der liberalen Demokratie waren.
Protestanten, Spiritisten und Freimaurer verachteten den gängigen katholischen Typus zutiefst. Sie wussten, dass er im Voraus der große Verlierer war, denn im richtigen Moment würde er die Last des Katholizismus untergehen lassen, um die Freude am Leben zu retten. Unter diesen Menschen, die zwei Kerzen anzündeten, eine für Gott und die andere für den Teufel, wurde Gottes Kerze schwächer, kleiner, flackerte. Die Kerze des Dämons war neu, weiß, hart, ihre Flamme war fett und funkelnd. An dem Tag, als Gottes Kerze begann, dem Bürger die Finger zu verbrennen, zweifelten weder der Spiritist noch der Freimaurer noch der Protestant daran, was der bequeme Bürger mit diesem unbequemen Docht anfangen würde. Wir befanden uns in der letzten Dämmerung eines christlichen Sonnenuntergangs. In der Reaktion, die den Horizont beleuchtete, gab es zwei implizite Reaktionen. Erstens gegen die Gegner des Glaubens, die aus der Härte der Schläge lernen sollten, dass ihnen das Feld ihrer Unverschämtheit, ihrer Kühnheit, ihrer zynischen Verachtung des Katholizismus nicht mehr ohne Vorbehalte offen stand. Ein anderer, gegen halbherzige Katholiken gerichteter Begriff, „Café au lait-Katholiken“, war der damalige Begriff, der mit dem Skandal ihrer Lauheit überall die Vorstellung verbreitete, der Katholizismus würde durch Leblosigkeit sterben. Der gesamte Zeitgeist wurde in diesem Satz unseres ersten Direktors zusammengefasst: „Wer kein Apostel ist, ist ein Abtrünniger.“ Es war Schluss mit dem falschen Katholizismus mit weiten Ärmeln, in dem jeder, der sich an die Brust schlug, als katholisch galt. Einfache Trägheit war bereits Abfall vom Glauben. Wenige, aber gute. Das war unser Ideal. Dieses Ideal fand seine zeitgenössische Verwirklichung in den Haltungen, in der Sprache, in der lebhaften, nervösen, intelligenten Richtung von Jackson de Figueiredo. Und in Dom Vital, dem großen Sieger über die Katholiken mit Überwurf, Schurz und Freimaurerband, ihrem historischen Helden.
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Aus diesen anfänglichen Einstellungen wurden weitere abgeleitet. Begeisterte Disziplin gegenüber dem Heiligen Stuhl. Intensive Liebe gegenüber allen religiösen Orden, insbesondere der Gesellschaft Jesu. Klarer Geist der Gegenrevolution: der Priester steht weit über dem Laien, noch höher steht der Bischof und noch höher als der Bischof steht der Papst. Das Wort eines Laien sollte immer zur Unterstützung der Autorität des Priesters herangezogen werden. Der Priester, sollte vor allem die Initiativen der Laien leiten. Das Wort des Priesters galt stets als authentischer Ausdruck der Gedanken des Bischofs, Lehrer und Hirte seiner Diözese. Das Wort des Papstes war das Wort Gottes selbst, die Quelle aller Autorität und aller Wahrheit, die Säule, auf der alle Lehren basieren müssen, um legitim und gültig zu sein. Viel, viel, sehr viel Andacht zu Unserer Lieben Frau. Brennender eucharistischer Geist. Ein besonderes Feingefühl in allem, was mit Reinheit und guten Sitten zu tun hat. Kurz gesagt, wie es in der Heiligen Kirche immer der Fall war, sollten die Bestgläubigen alles, was in der Religion besonders angegriffen wird, mit besonderer Leidenschaft lieben.
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Die derzeitigen Leiter des LEGIONÁRIO gehörten fast alle nicht zu den ersten Tagen der Zeitung. Persönlich trat ich der Marianischen Kongregation der Pfarrei Sancta Cecilia, zu der der LEGIONÁRIO damals gehörte, erst 1928 als schüchterner und distanzierter Novize bei. Ich erinnere mich jedoch an diese sehnsuchtsvollen Zeiten, den sehnsuchtsvollsten meines ganzen Lebens, an all die intensiv katholische Atmosphäre, die sich meinem eifrigen jugendlichen Geist bot und die ich mit dem Eifer einatmete, wie einer, der aus einem völlig dunklen Keller zu den höchsten Gipfeln von Campos do Jordão kommt, so erlebe ich noch einmal, voller Anerkennung und Sehnsucht, ein Abschnitt meines Lebens, der mir wie ein Tabor vorkam. Und wenn ich meine Blicke auf die heutigen Tage lenke, so voller Kummer, Befürchtungen, Probleme, kann ich nicht anders, als sagen, dass Gott sei Dank der heutige LEGIONÁRIO genauso ist wie der von gestern, und dass das Banner, das er zur Schau hebt, nichts von seinem Blütenschmuck verloren hat.
Jede menschliche Arbeit hat Mängel, Lücken und Elend. Gott vergebe uns unsere. In wenigen Tagen wird die Himmelskönigin als Mittlerin aller Gnaden gefeiert. Wir werden sie ganz besonders bitten, uns mit der genauen Kenntnis aller unserer Fehler, dem glühenden Wunsch, sie zu korrigieren, und die dafür notwendigen Gnaden zu erreichen. Aber gleichzeitig können wir mit Bescheidenheit sagen, dass der LEGIONÁRIO trotz aller Mängel immer derselbe LEGIONÁRIO seiner Anfangszeit ist.
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Vor allem lieben wir immer den Römischen Papst. Es gab kein Wort des Papstes, das wir nicht veröffentlicht, das wir nicht erklärt, das wir nicht verteidigt haben. Es gab nichts, was für den Heiligen Stuhl von Interesse war, das wir nicht mit dem größten Eifer beansprucht hätten, zu dem ein menschliches Geschöpf fähig ist. In unseren Worten gibt es, Gott sei Dank, kein Konzept, keine Nuance, die sich in einem einzigen Komma, in einer einzigen Zeile nicht im Einklang steht mit Lehramt des Petrus. Wir waren in jeder Hinsicht die Anhänger der Hierarchie, deren Vorrechte wir mit energischem Eifer verteidigten gegen die Lehren, die darauf abzielen, dem Episkopat und dem Klerus die Führung der katholischen Laien zu entreißen. Es gab keine Fehler, keine Verwirrung, keine Stürme, die zu diesem Zeitpunkt auch nur den geringsten Fleck auf unserem Banner hinterlassen hätten. Wir verteidigen auf ganzer Linie den Geist der Auswahl, der inneren Bildung, der Demütigung und des Bruchs mit der Schmach der Welt. Wir kämpften für die Lehre der Kirche gegen die grausamen Auswüchse des staatsdienerischen Nationalismus, der Europa beherrschte; gegen Nationalsozialismus, Faschismus und alle ihre Varianten; gegen Liberalismus, Sozialismus, Kommunismus und die berühmte „politique de la main tendue“. Niemand erhob sich in irgendeinem Teil der Welt gegen die Kirche Gottes, ohne dass der LEGIONÁRIO im offensichtlich begrenzten Rahmen seiner Möglichkeiten nicht protestierte. Gleichzeitig verloren wir nie die Verpflichtung aus den Augen, die Verehrung Unserer Lieben Frau und des Allerheiligsten Sakraments in jeder Hinsicht zu fördern. Es gab keine einzige echte katholische Initiative, die nicht unsere volle, enthusiastische Unterstützung gehabt hätte. Niemand hat jemals an diese Türen geklopft, der nur die größte Herrlichkeit Gottes im Visier hatte, ohne freundliche und einladende Kolonnen zu finden. In diesem Leben gibt es einen guten Kampf zu kämpfen. Wir sind erschöpft, wir bluten aus allen Gliedern. In diesem Kampf wurden wir erschöpft und verletzten uns. Andererseits wagten wir es nicht, als Belohnung eine andere zu verlangen als die Vergebung für alles, was, unvermeidlich fehlbar und menschlich gewesen sein mag, in dieser Arbeit, die ganz für Gott, nur für Gott hätte sein sollen.
Aus dem Portugiesischen von “17 ANOS” in O “Legionário” vom 28. Mai 1944
Diese deutsche Fassung „17 Jahre“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
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